Eine Tablette aus der Wirkstoffgruppe der Statine liegt neben dem Blister
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Erhöhte Blutfettwerte

Statine – Cholesterinsenker mindern Herz-Kreislauf-Risiko

Von: Tanja Heil (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.04.2021

Zu hohe Blutfettwerte verursachen Gefäßverkalkung und können zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Statine senken den Cholesterinwert. Lesen Sie alles über Statine und ihre Nebenwirkungen sowie mögliche Alternativen.

Was sind Statine?

Statine werden eingesetzt, um einen erhöhten Cholesterinspiegel zu senken. Sie hemmen das Enzym HMG-CoA-Reduktase. Dieses ist entscheidend für die Herstellung von Cholesterin in der Leber. Durch die Einnahme von Statinen wird also weniger Cholesterin im Körper produziert. Sie werden deshalb auch CSE-Hemmer (Cholesterin-Synthese-Hemmer) genannt.

Statine: So wirken die Cholesterinsenker

Der Körper benötigt das Fett Cholesterin zum Aufbau der Zellen. Auch für die Bildung der Sexualhormone Testosteron und Östrogen sowie Vitamin D und Kortison ist Cholesterin wichtig. Einen großen Teil seines Bedarfs deckt der Körper selbst, indem die Leber und die Zellen Cholesterin herstellen. Den Rest nimmt er über die Nahrung auf. Das Transport-Eiweiß LDL (Low Density Lipoprotein) bringt Cholesterin zu den Zellen – in dieser Verbindung entsteht LDL-Cholesterin. Haben die Transport-Eiweiße jedoch mehr Cholesterin geladen, als die Zellen verbrauchen können, setzen sie Cholesterin im Blut frei. Der LDL-Gegenspieler HDL (High Density Lipoprotein) hat nun die Aufgabe, dieses freie Cholesterin einzusammeln (HDL-Cholesterin) und zurück in die Leber zu befördern.

Freies Cholesterin im Blut hat die Neigung, sich in Arterienwänden abzulagern. Befindet sich zu viel Cholesterin im Blut und das HDL schafft es nicht, dieses rechtzeitig abzutransportieren, kann Cholesterin in den Gefäßwänden zu Plaques (Kalkablagerungen) führen. Das führt zu einer Verengung im Gefäß und in Folge zu einem gestörten Blutfluss. Außerdem steigt das Risiko von Gefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel. Deshalb gilt ein hoher Cholesterinwert als Risiko für Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) sowie für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wenn Statine die Herstellung von Cholesterin hemmen, entziehen die Zellen dem Blut LDL-Cholesterin. So sinkt der LDL-Cholesterinwert im Blut. Zusätzlich können Statine Entzündungen lindern. Sie stabilisieren außerdem Plaques, die sich an Gefäßwänden abgelagert haben. Dadurch reduziert sich die Gefahr, dass sich Teile dieser Plaques lösen (Thromben) und an anderer Stelle im Körper Gefäße verstopfen, etwa im Gehirn. Folgende Statine stehen zur Wahl, die den LDL-Cholesterinspiegel unterschiedlich stark senken:

  • Atorvastatin
  • Fluvastatin
  • Lovastatin
  • Pitavastastin
  • Pravastatin
  • Rosuvastatin
  • Simvastatin

Wann werden die Bluttfettsenker verschrieben?

Statine werden in der Regel eingesetzt, wenn die Blutfettwerte, insbesondere der LDL-Cholesterinwert, und das Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung stark erhöht sind. Kosten und Nutzen der Statinbehandlung werden stets sorgsam abgewogen. Dabei erhöhen folgende Aspekte die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung:

  • Hoher Blutdruck
  • Hohes Alter
  • Nikotinkonsum
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Gefäßerkrankungen bei nahen Verwandten
  • Deutliches Übergewicht

Wer schon einmal einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten hat oder bereits unter verkalkten Herzkranzgefäßen leidet, bekommt meist ebenfalls zur Vorbeugung Statine verschrieben. Wichtig ist eine regelmäßige Einnahme des Medikaments, am besten zu einem festen Zeitpunkt. Meist wird einmal täglich eine Tablette oder Kapsel mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Wer Statine absetzen möchte, sollte dies nicht ohne ärztlichen Rat tun. Beim Auftreten von Nebenwirkungen ist es meist sinnvoller, die Dosis zu reduzieren und bei Bedarf Statine mit einem weiteren Wirkstoff zur Cholesterinsenkung zu kombinieren oder ein anderes Statin zu testen.

Statine: Wirkung gut belegt

Ab wann ein LDL-Cholesterinwert als schädlich gilt und eine Therapie mit Statinen sinnvoll erscheint, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Dabei wird die Situation in den einzelnen Ländern und Kulturkreisen unterschiedlich eingeordnet. Große Studien mit Tausenden von Teilnehmern haben jedoch die hilfreiche Wirkung der Statine belegt: Statine, die das LDL-Cholesterin deutlich verringern, senken bei gefährdeten Menschen das Risiko eines Schlaganfalls, Herzinfarkts sowie die Notwendigkeit für eine Bypass- oder Stent-Operation um rund 20 Prozent.

Nebenwirkungen von Statinen

Nebenwirkungen sind bei der Einnahme von Statinen eher selten, allerdings kommt es insbesondere bei einer höheren Dosierung in manchen Fällen zu Muskelschmerzen. In Vergleichsstudien traten solche Muskelschmerzen in Oberschenkeln, Oberarmen oder an den Schultern jedoch nur bei rund einem Prozent der Betroffenen auf. Bei starken Muskelschmerzen kann die Dosierung verringert oder ein anderes Medikament gewählt werden.

Hinter den Muskelschmerzen kann auch eine gefährliche Nebenwirkungen stecken: Die Einnahme von Statinen kann in sehr seltenen Fällen eine Rhabdomyolyse verursachen. Dabei löst sich die quergestreifte Muskulatur auf (also Skelettmuskulatur oder Herzmuskulatur) . Bei folgenden Symptomen ist umgehend medizinische Hilfe einzuholen:

  • starke Muskelschmerzen mit Muskelschwäche
  • Krankheitsgefühl
  • dunkel gefärbter Urin

Dass Statine die Blutzuckerwerte erhöhen, kommt ebenfalls nur selten vor. In Studien zu Statinen erkrankten nur 0,2 Prozent der Teilnehmer*innen pro Jahr neu an Diabetes mellitus Typ 2. Bei bestehender Diabetes mellitus konnte keine statistisch relevante Verschlechterung beobachtet werden.

In Einzelfällen kann es außerdem zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Juckreiz
  • Trockener Mund
  • Erhöhte Leberwerte (Kontrolle nach acht bis zwölf Wochen empfohlen)

Der Verdacht, dass Statine als Nebenwirkung Demenz auslösen können oder Verwirrtheit verursachen, konnte durch Studien widerlegt werden. Für Nebenwirkungen an den Augen gibt es keine Belege.

Kontraindikation: Wann dürfen Statine nicht eingenommen werden?

Die meisten Menschen können Statine problemlos einnehmen. Bei Leber- und Muskelerkrankungen sollten keine Statine eingenommen werden. Während einer Schwangerschaft ist eine Nutzen-Risiko-Abschätzung nötig. Alkoholkranken Menschen wird von der Einnahme abgeraten.

Statine: Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Es gibt viele Medikamente, die die Wirkung von Statinen beeinflussen. Calciumantagonisten, Antiarrhythmika, Antibiotika oder Wirkstoffe zur Behandlung von Pilzinfektionen können das Risiko für Muskelschmerzen erhöhen. Auch Grapefruit(saft) kann in Verbindung mit den Statinen Atorvastatin, Lovastatin und Simvastatin Muskelbeschwerden hervorrufen. Vorsicht ist außerdem bei folgenden Wirkstoffen geboten:

  • Fibrate
  • Ciclosporin
  • Proteasehemmer
  • Johanniskraut

Statine können auch die Wirkung von manchen Blutverdünnern verstärken.

Welche Alternativen gibt es bei Unverträglichkeit?

Für Menschen, die Statine nicht vertragen, stehen Alternativen zur Verfügung. Dazu gehören Ezetimib, Mipomersen und PCSK9-Hemmer. Sie müssen allerdings unter die Haut gespritzt werden. Lomitapid wird in Kapseln verabreicht. Oft werden diese Wirkstoffe auch zusätzlich zu Statinen verschrieben, um eine noch stärkere Senkung des Cholesterinwerts zu erreichen.

Verstärkt werden kann der Effekt von Statinen durch eine gesunde Lebensweise. Dazu gehören:

  • Viel Bewegung
  • Gesunde Ernährung mit vielen Ballaststoffen, Obst und Gemüse und wenig tierischen Fetten
  • Nikotinverzicht
  • Maßvoller Konsum von Alkohol
  • Ausreichend Schlaf