Frau testet Blutprobe auf Lipoprotein A.
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Transportprotein im Blut

Lipoprotein A: Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 05.07.2021

Lipoprotein A ist eines von vielen Eiweißen, das für den Transport von Fetten im Blut zuständig ist. Ist der Lipoprotein A-Wert erhöht, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Lesen Sie hier, wie es zu einer Lipoprotein A-Erhöhung kommt, wann der Wert bestimmt werden sollte und wie er sich senken lässt.

Was ist der Lipoprotein A-Wert?

Lipoproteine sind Eiweiße, die dem Transport von wasserunlöslichen Fetten im Blut dienen. Sie verhindern, dass sich lebensgefährliche Fettpfropfen im Blut bilden. Lipoprotein A ist eine Variante des deutlich bekannteren LDL (Low Density Lipoprotein), das auch „schlechtes Cholesterin“ genannt wird, weil es zu Arterienverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann. Der Lipoprotein A-Spiegel im Blut ist genetisch festgelegt und kann durch eine Ernährungsumstellung kaum beeinflusst werden.

Lipoprotein A: Welcher Wert ist normal?

Um festzustellen, ob das Lipoprotein A erhöht ist, wird eine Blutuntersuchung vorgenommen – dabei sollte die zu untersuchende Person nüchtern sein. Der Lipoprotein A-Wert wird in Milligramm pro Deziliter (mg/dL) angegeben und sollte unter 30 mg/dL liegen. Da der Lipoprotein A-Wert sich im Laufe des Lebens kaum verändert, sind wiederholte Untersuchungen – außer zur Therapiekontrolle – nicht erforderlich.

 

Welche Folgen hat eine Lipoprotein A-Erhöhung?

Ist das Lipoprotein A erhöht, kann das entzündliche Prozesse in den Blutgefäßen auslösen und zu Ablagerungen in den Gefäßwände (Plaques) führen. Das beschleunigt den Prozess der Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und erhöht das Risiko für Thrombosen (Gerinnsel in den Blutgefäßen) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Besonders gefährlich sind erhöhte Lipoprotein A-Werte in Kombination mit einem erhöhten LDL-Wert oder weiteren Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes.

Welche Ursachen hat eine Lipoprotein A-Erhöhung?

Der Lipoprotein A-Spiegel im Blut ist genetisch festgelegt und lässt sich daher kaum durch äußere Einflüsse – wie Ernährung oder sportliche Aktivität – beeinflussen. Allerdings kann das Alter bei Frauen einen Einfluss haben: Der Hormonmangel in und nach der Menopause kann zu einer Erhöhung des Lipoprotein A-Wertes führen.

Wann wird der Lipoprotein A-Wert bestimmt?

Eine Lipoprotein A-Bestimmung sollte unbedingt vorgenommen werden, wenn in der Familie gehäuft Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten – vor allem, wenn diese sich bereits in jungen Jahren zeigen. Auch bei Menschen mit einer Familiären Hypercholesterinämie (einer erblich bedingte Fettstoffwechselstörung) empfehlen Fachleute eine Kontrolle des Lipoprotein A-Wertes. Prinzipiell sollte bei jedem Erwachsenen einmal im Leben der Lipoprotein A-Spiegel bestimmt werden, um das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erfassen.

Was tun, wenn das Lipoprotein A erhöht ist?

Wer einen erhöhten Lipoprotein A-Wert hat, sollte unbedingt alle anderen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimieren. Neben dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin gehören dazu eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und eine optimale Einstellung von LDL, Blutdruck und Blutzucker.

Zurzeit gibt es keine zugelassenen Medikamente zur Senkung des Lipoprotein A-Wertes. Gängige Lipidsenker haben keinen nennenswerten Einfluss auf den Lipoprotein A-Spiegel, Statine führen sogar zu einer Erhöhung. Nikotinsäure (Niacin) und PSCK9-Hemmer senken den Lipoprotein A-Wert um 20 bis 30 Prozent – ob dadurch Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindert werden, ist jedoch noch ungeklärt.

Bei Menschen mit einem Lipoprotein A-Wert über 60 mg/dL und fortgeschrittener Arteriosklerose kommt daher die sogenannte Lipoprotein-Apherese zum Einsatz: Dabei wird das Blut in einem 1,5- bis 3-stündigen Verfahren über spezielle Kanülen aus dem Körper geleitet, von LDL und Lipoprotein A befreit und wieder in den Körper zurückgeführt. Damit kann der Lipoprotein A-Spiegel um bis zu 80 Prozent gesenkt werden – nach jeder Behandlung steigt er jedoch kontinuierlich wieder an, weshalb die Behandlung wöchentlich oder alle 14 Tage wiederholt werden muss. Da die Kosten für diese Behandlung sehr hoch sind, entscheidet eine spezielle Kommission der Kassenärztlichen Vereinigung (die Apherese-Kommission) über die Kostenübernahme.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Therapie mit Antisense-Oligonukleotiden den Lipoprotein A-Wert um bis zu 80 Prozent senken kann – es werden jedoch noch Jahre vergehen, bis diese ausreichend in Studien getestet sind und zum Einsatz kommen können.