Bei einer schwangeren Frau wird Blutdruck gemessen
©Getty Images / Adene Sanchez
Gefährliche Schwangerschaftskomplikation

Präeklampsie: Gefährlicher Bluthochdruck in der Schwangerschaft

Von: Annika Lutter (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 14.04.2021

Bei Präeklampsie handelt es sich um eine gefährliche Erkrankung während der Schwangerschaft. Das Hauptsymptom ist ein erhöhter Blutdruck. Präeklampsie kann für die Mutter und das Ungeborene potentiell lebensbedrohlich verlaufen. Eine intensive Kontrolle von Hochrisikopatientinnen kann helfen, die Entstehung einer Präeklampsie zu verhindern oder die Schwangerschaftskomplikation in ihrem Verlauf zu mildern.

Häufigkeit der Präeklampsie

Bei etwa drei bis fünf Prozent aller Schwangeren, in Europa bei etwa zwei Prozent, kommt es zu einer Präeklampsie. Die hypertensive Schwangerschaftserkrankung tritt gewöhnlich erst im späteren Verlauf einer Schwangerschaft und frühestens ab der 20. Schwangerschaftswoche auf.

Die Präeklampsie ist global gesehen die Ursache für mehr als 70.000 mütterliche Todesfälle pro Jahr, in Europa sind 90 Prozent davon potentiell vermeidbar. Weitere Bezeichnungen für die Präeklampsie sind präeklamptische Toxämie (PET), schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH) oder EPH-Gestose.

Symptome: Anzeichen für Präeklampsie

Bei jeder Präeklampsie ist das Hauptsymptom ein erhöhter Blutdruck von über 140/90 mmHg. Zudem kommt es in den allermeisten Fällen zu einer vermehrten Ausscheidung von Eiweißen über den Harn (Proteinurie) von über 300 mg innerhalb von 24 Stunden. Ungewöhnlich große Mengen Eiweiß im Harn machen sich besonders durch schaumigen Urin bemerkbar.

Daneben sind folgende Anzeichen im Anfangsstadium einer Präeklampsie typisch:

  • verminderte Urinmenge bei gleichbleibender Flüssigkeitsaufnahme
  • plötzliche Gewichtszunahme von über einem Kilogramm innerhalb von sieben Tagen (durch Wassereinlagerungen)
  • ausgeprägte Ödeme (Schwellungen aufgrund übermäßiger Flüssigkeitsansammlungen) an den Füßen, Händen und im Gesicht
  • Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen
  • starke Schmerzen im Oberbauch

Im weiteren Verlauf einer Präeklampsie sind außerdem folgende Symptome in schweren Fällen möglich:

  • Muskelzuckungen und wiederkehrende Krampfanfälle, ausgelöst durch unkontrollierbare elektrische Aktivität in beiden Großhirnhälften
  • Lungenödem
  • Sehstörungen bis hin zu Blindheit
  • Verwirrung
  • Störungen der Nierenfunktion
  • Langsames Wachstum des Babys (fetale Wachstumsretardierung)

Ursachen und Risikofaktoren der Präeklampsie

Bislang sind die genauen Ursachen für die Entstehung einer Präeklampsie nicht komplett bekannt. Ärzte gehen davon aus, dass eine unzureichende Anpassung der Mutter an die Schwangerschaft zur Präeklampsie führt. Durch die Imbalance zwischen dem Körper der Mutter, dem Fötus und der Plazenta kann sich das Gefäßsystem in der Plazenta nicht normal ausbilden. In der Folge kommt es zu einem erhöhten Widerstand innerhalb der Gefäße in Plazenta und Gebärmutter. Eine genetische Veranlagung wird für Präeklampsie diskutiert.

Zudem gibt es einige Risikofaktoren, welche die Entwicklung einer Präeklampsie begünstigen können:

  • Alter von über 35 Jahren
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Erstschwangerschaft
  • künstliche Befruchtung
  • familiäre Vorbelastung
  • vorangegangene Präeklampsie in früherer Schwangerschaft
  • vorbestehender Bluthochdruck
  • Nierenkrankheiten
  • Diabetes mellitus
  • starkes Übergewicht bis hin zu Fettleibigkeit (Adipositas)

Diagnose der Präeklampsie

Für gewöhnlich wird eine Präeklampsie beim Frauenarzt diagnostiziert. Gynäkologen sind dazu angehalten, ein spezielles Augenmerk auf ein erhöhtes Risiko zu haben.

Tritt bei Kontrolluntersuchungen während der Schwangerschaft die typische Symptom-Kombination aus erhöhtem Blutdruck und Auffälligkeiten im Urin auf, ist dies ein deutliches Anzeichen einer Präeklampsie.

Doch auch wenn keine vermehrte Eiweißausscheidung über den Harn festgestellt wird, können erhöhte Blutdruckwerte auf eine Präeklampsie hinweisen. Krankhafte Veränderungen an Leber, Nieren, Lunge, Plazenta oder dem zentralen Nervensystem können Warnhinweise sein.

Insbesondere wenn ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie besteht, sollten Gynäkologen bei erhöhten Blutdruckwerten ab der 20. Schwangerschaftswoche auch auf andere präeklamptische Anzeichen wie sehr ausgeprägte Ödeme achten.

Bei einem Verdacht auf Präeklampsie muss der Zustand der werdenden Mutter engmaschig überprüft werden. Ab einem erhöhten Blutdruck von 150/100 mmHg erfolgt die Überwachung bei stationärem Krankenhausaufenthalt.

Therapie: Wie wird Präeklampsie behandelt?

Bislang gibt es keine Möglichkeit, die Ursache einer schweren Präeklampsie zu behandeln (kausale Therapie). Wird die Präeklampsie erst in fortgeschrittenem, schwerem Krankheitsverlauf diagnostiziert, ist die Entbindung oft die einzig bleibende Möglichkeit. Diese geht je nach Schwangerschaftsstadium mit einer Frühgeburt einher.

Auch bei Präeklampsie mit nur leichter Symptomatik sollte sich die Schwangere körperlich schonen. Zudem ist auf eiweißreiche Kost und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Bei strenger Überwachung der Symptome wird die Entbindung, solange es die Schwere der Symptome zulässt, hinausgezögert.

Bei schwerer Präeklampsie konzentriert sich die Behandlung auf drei Grundpfeiler:

  • Reduzierung des mütterlichen Bluthochdrucks durch Bettruhe und Blutdrucksenker. Doch nur bei sehr hohen Blutdruckwerten sind blutdrucksenkende Wirkstoffe in Betracht zu ziehen, da sich diese negativ auf die Entwicklung des Ungeborenen auswirken können.
  • Vorbeugen von Krampfanfällen der werdenden Mutter. In der Regel wird dafür Magnesiumsulfat eingesetzt.
  • Möglichst baldige Entbindung ab der 35. Schwangerschaftswoche (meist oft per Kaiserschnitt).

Verlauf und Spätfolgen bei Präeklampsie

Die Präeklampsie kann schnell in eine Eklampsie übergehen, welche die Prognose sowohl für die Schwangere, als auch für das Ungeborene, stark verschlechtert. Eine Eklampsie äußert sich durch schwere Krampfanfälle und kann unter anderem schnell zu lebensbedrohlichen Hirnödemen, Thrombosen und akutem Nierenversagen führen.

Bei schweren Verläufen von Präeklampsie kann es außerdem zum sogenannten HELLP-Syndrom kommen. Dieses geht einher mit gefährlichen Veränderungen der Leber- und Gerinnungswerte. Neben Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen sind auch plötzliche, heftige Schmerzen im rechten Oberbauch der werdenden Mutter Anzeichen für das HELLP-Syndrom, das innerhalb von Stunden zum Tod führen kann.

Prävention: Präeklampsie durch enge Kontrollen vorbeugen

Da es bislang keine Behandlungsmöglichkeit gibt, die an der Ursache der Präeklampsie ansetzt, stehen im Vordergrund die Senkung der Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit.

Deshalb nehmen frühzeitiges Erkennen eines erhöhten Risikos für Präeklampsie und das frühzeitige Bemerken erster Krankheitszeichen dabei eine wichtige Rolle ein.

Bei Schwangeren, bei denen ein erhöhtes Risiko zur Ausbildung einer Präeklampsie bekannt ist, können engmaschige Kontrollen beim behandelnden Gynäkologen dabei helfen, bereits frühe Anzeichen der hypertensiven Schwangerschaftserkrankung zu erkennen. Möglichst frühe Diagnosen können die Entbindung in einigen Fällen hinausgezögern und eine Weiterentwicklung der Präeklampsie zur Eklampsie sowie andere Komplikationen oft verhindern.

Wurde ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie bereits im ersten Drittel der Schwangerschaft festgestellt, kann die frühzeitige Verabreichung von Acetylsalicylsäure die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der hypertensiven Schwangerschaftserkrankung um 60 Prozent reduzieren.