Wenn feste Blutbestandteile verklumpen, kann sich ein Thrombus bilden.
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Tödliche Folgen möglich

Thrombose: Symptome rechtzeitig erkennen und Komplikationen verhindern

Von: Annika Lutter (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Bei einer Thrombose handelt es sich um einen Gefäßverschluss, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). Neben einer Verfärbung der Haut und Schwellungen sind weitere Symptome typisch. Schlimmstenfalls kann eine Thrombose zu einer häufig tödlich verlaufenden Lungenembolie führen. Wie man eine Thrombose erkennt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.

Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutpfropf, der sogenannte Thrombus, aus Blutbestandteilen und verschließt ein Gefäß - in der Regel eine Vene. Dadurch wird der Blutfluss durch das Gefäß gestört oder auch ganz behindert, je nachdem ob das Gefäß teilweise oder vollständig verstopft ist. Wandert der Thrombus weiter und verschließt ein Blutgefäß an anderer Stelle, so spricht ein Mediziner von einer Embolie.

Häufigkeit und Arten von Thrombosen

Die Thrombose-Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Im Jahr 2018 erlitten in Deutschland von 100.000 Menschen durchschnittlich mehr als 150 Menschen eine Thrombose, davon waren mehr als 100 im Mittel über 65 Jahre alt. Insgesamt treten 70 Prozent aller Thrombosen nach dem 60. Lebensjahr auf.

Formen: Welche Arten von Thrombosen gibt es?

Thrombosen bilden sich allermeistens in Venen aus, seltener in Arterien. Unterschieden werden mehrere Formen von Thrombosen, vor allem in Hinblick auf die betroffene Vene. Am häufigsten bilden sich Thrombosen im Bereich des Beckens oder der Beine aus, da hier das Blut aufgrund der Schwerkraft in den Gefäßen langsamer fließt.

Die häufigsten Thrombose-Arten sind:

  • Thrombophlebitis: Bei der Thrombophlebitis bildet sich ein Blutgerinnsel in den oberflächlichen Venen direkt unter der Hautoberfläche. Als häufige Folge von Krampfadern sind Frauen deutlich häufiger als Männer von dieser Thrombose-Form betroffen. In etwa 90 Prozent der Fälle sind die Beinvenen von der Thrombophlebitis betroffen. Oft sind Verletzungen, etwa durch Injektionen, oder innerliche Erkrankungen die Ursache für eine
  • Thrombophlebitis: Eine Sonderform ist die septische Thrombophlebitis, welche durch eine bakterielle Entzündung hervorgerufen wird. Bei der Thrombophlebitis saltans bilden sich Blutgerinnsel in kürzeren Venenabschnitten. Typisch ist, dass die Entzündungen intervallartig auftreten.
  • Tiefe (Bein-)Venenthrombose: Anders als bei der Thrombophlebitis sind hier tiefliegende Venen betroffen. Oft kommt es bei dieser Form der Thrombose zu mehreren kleinen Gerinnseln, die sich jedoch schnell vergößern. Am häufigsten sind Venen in den Beinen, dabei insbesondere der Waden, betroffen. Oft geht eine tiefe Beinvenenthrombose mit starken Beschwerden einher. Doch auch schmerzlose Verläufe sind möglich.

Es gibt weitere Thrombose-Formen, die jedoch seltener sind:

  • Thrombose der Vena subclavia oder Vena axillaris: Die Thrombose bildet sich hier in den tiefen Venen im Bereich der Arme oder Achseln. Venenkatheter oder körperliche Überanstrengung sind häufige Auslöser dieser Thrombose.
  • Analthrombose: Bei der Analthrombose kommt es zu einem Blutgerinnsel in feinen Arterien des Analkanals. Aufgrund der Lokalisation werden sie häufig mit Hämorrhoiden verwechselt. Ein Unterscheidungskriterium ist, dass Thrombosen sehr viel schmerzhafter sind und Sitzen fast unmöglich machen. Anders als bei Hämorrhoiden führen Analthrombosen nicht zu Juckreiz.
  • Thrombose der unteren Hohlvene: Die untere Hohlvene ist sehr groß und transportiert Blut aus den Beinen, dem Becken und dem Bauchraum direkt in den rechten Vorhof des Herzens. Bildet sich hier eine Thrombose, schwellen beide Beine an. Meist ist eine sofortige stationäre Therapie bei dieser schweren Thrombose-Form notwendig.

Ursachen und Risikofaktoren für Thrombosen

Für die Entstehung von Thrombosen kommen drei Ursachen infrage, welche wiederum jeweils durch verschiedene Auslöser begünstigt werden können. Die Ursachen können einzeln oder gemeinsam auftreten:

  • Verringerung der Fließgeschwindigkeit des Blutes: Herzschwäche, starke Krampfadern sowie eine geringe Muskelspannung durch Bettlägerigkeit oder Ruhigstellung von Extremitäten (etwa bei Knochenbrüchen) und auch Flüssigkeitsmangel begünstigen eine Verlangsamung des Blutflusses.
  • Gerinnungsstörung des Blutes: Blutgerinnungsstörungen können durch äußere Faktoren, etwa Medikamente, hormonelle Einflüsse wie die Pille oder eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren verursacht werden. Auch Operationen sowie Krebs- und Autoimmunerkrankungen sind mögliche Auslöser für eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes.
  • Schäden in den Blutgefäßen: Neben Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden, etwa hervorgerufen durch Arteriosklerose, können auch Vernarbungen oder Verletzungen infolge von Operationen zu Strömungshindernissen in den Gefäßen führen.

Für die Ausbildung dieser Ursachen gibt es neben den genannten noch weitere Risikofaktoren für Thrombosen:

  • vorangegangene Thromboseerkrankungen
  • stark ausgeprägte Krampfadern
  • Tumorerkrankungen
  • Infektionskrankheiten
  • Fieber
  • Lähmungen mit Ausfall der Wadenmuskelpumpe
  • Schwangerschaft und Entbindung (insbesondere per Kaiserschnitt)
  • Rauchen
  • starke körperliche Überanstrengung über einen längeren Zeitraum
  • Tragen zu enger Kleidung
  • erhöhtes Alter
  • körperliche Inaktivität

Vor allem aber erhöhen langes Sitzen und Bewegungsmangel das Thromboserisiko. Wenn sich etwa bei (Flug-) Reisen oder langem Arbeiten im Sitzen das Blut stundenlang in den Beinen staut, ist die natürliche Muskelpumpentätigkeit eingeschränkt.

Als Muskelpumpe, oder auch Venenpumpe, wird die Auswirkung der Muskeln auf den Blutkreislauf bezeichnet. Angespannte Muskeln, wie etwa in den Beinen beim Laufen, üben Druck auf die Venen aus. Dieser wirkt wie eine Pumpe und drückt Blut entgegen der Schwerkraft nach oben. Venenklappen verhindern, dass das Blut zurückfließen kann. Deshalb kann das Blut bei Immobilität schlechter zum Herzen zurückfließen. Dadurch erhöht sich auch die Gerinnungsneigung und es kommt leichter zu Blutgerinnseln.

Thrombose erkennen: Anzeichen und Symptome

Thrombosen können komplikations- und symptomlos verlaufen, wenn der Körper es schafft, ein entstandenes Blutgerinnsel selbst wieder aufzulösen. Meist aber kommt es bei Thrombosen zu typischen Symptomen, die sich nach Art und Lokalisation der Thrombose unterscheiden.

Bildet sich ein Blutgerinnsel sehr schnell aus und kommt es in der Folge zu einem plötzlichen Gefäßverschluss, sind die Symptome meist heftiger. Dagegen ist das Krankheitsbild bei langsamer Gerinnselbildung, die erst nach Tagen oder manchmal sogar Wochen zu einer Thrombose führt, oft weniger stark ausgeprägt. Bei bestimmten Thrombose-Formen können die Symptome auch schubweise, also in Intervallen, auftreten.

Zu den möglichen Symptomen von Thrombosen zählen:

  • Schwellungen (Ödeme)
  • Spannungsgefühle
  • muskelkaterähnliche oder druckartige Schmerzen, die beim Hochlagern des oder der betroffenen Gliedmaße(n) abnehmen
  • Überwärmung der betroffenen Gliedmaßen
  • rötliche oder bläuliche Verfärbungen der Haut
  • "Warnvenen": Venen werden durch Schwellung und Hervortreten direkt unter der Haut deutlich sichtbar
  • leichtes Fieber
  • beschleunigter Puls
Wichtig: Bei Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome sind zusätzliche Schmerzen in der Brust und Atemnot ein deutlicher Warnhinweis für eine Lungenembolie, die sofort notärztlich behandelt werden muss. Beim geringsten Verdacht sollte nicht gezögert werden, den Notarzt zu rufen.

 

Diagnose von Thrombosen

Ein Verdacht auf eine Thrombose sollte umgehend ärztlich abgeklärt werden. Nach einer sorgfältigen Befragung des Patienten (Anamnese) folgt eine Begutachtung sowie das Abtasten der Körperbereiche, an denen sich möglicherweise bereits Symptome zeigen.

Anschließend kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Mittels Ultraschalluntersuchung können Venen und dort eventuell bestehende Blutgerinnsel sichtbar gemacht werden. Zudem kann so der Blutfluss in den einzelnen Venenabschnitten überprüft werden. In der Regel kommt auch ein Kompressionsultraschall (KUS) zum Einsatz. Kann eine Vene dabei mit der Sonde des Ultraschallgerätes nicht oder nur teilweise zusammengedrückt werden, ist dies ein eindeutiges Zeichen für eine Thrombose.

Besteht außerdem der Verdacht auf eine Lungenembolie kann eine CT-Pulmonalisangiografie (CTPA) für die Diagnose eingesetzt werden.

Behandlung von Thrombosen

Welche Behandlung bei einer Thrombose die richtige ist, ist von der Art und Lokalisation der Blutgerinnselbildung abhängig. Neben einer medikamentösen Therapie gibt es auch operative Methoden sowie die Kompressionstherapie. Nach der Akutbehandlung ist eine Erhaltungstherapie notwendig.

Akutbehandlung bei Thrombose

Wird eine Thrombose diagnostiziert oder als wahrscheinlich eingeschätzt, ist eine sofortige Behandlung durch die Gabe blutverdünnender Wirkstoffe (Antikoagulanzien) angezeigt. Diese medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Blutgerinnung zu hemmen und so dem Fortschreiten der Gerinnselbildung entgegenzuwirken. Dadurch können postthrombische Komplikationen wie eine Lungenembolie oft verhindert werden.

Der wichtigste Wirkstoff ist Heparin. Er wird in hoher Dosierung per Infusion oder als Thrombosespritze unter die Haut verabreicht.

Zudem sind vier Antikoagulanzien zugelassen, die oral verabreicht werden und keine Kontrolle der Blutgerinnung erfordern:

  • Dabigatran
  • Rivaroxaban
  • Apixaban
  • Edoxaban

Erhaltungstherapie bei Thrombose

Der Akutbehandlung schließt sich eine Langzeitbehandlung an. Der Betroffene erhält während der Erhaltungstherapie weiterhin blutverdünnende Medikamente, damit sich Gerinnsel abbauen und weitere Thrombosen möglichst verhindert werden.

Wie lange die Langzeitbehandlung angezeigt ist, ist individuell unterschiedlich. Dabei sind die Schwere der Thrombose, der Verlauf, die zugrunde liegende Ursache und eventuell bestehende Zusatzerkrankungen wichtige Faktoren.

Meist dauert die Erhaltungstherapie etwa drei bis sechs Monate. In selteneren Fällen, etwa wenn die Thrombose eine Lungenembolie verursachte, muss die medikamentöse Behandlung bis zu zwölf Monate weitergeführt werden.

Betroffene sollten darüber aufgeklärt werden, dass die Blutungsneigung während der Einnahme von Blutverdünnern erhöht ist. Bereits kleinste Verletzungen, zum Beispiel eine Zahnbehandlungen oder andere traumatische Einwirkungen auf den Körper, können zu gefährlich starken Blutungen führen.

Kompressionstherapie bei Thrombose

Neben der medikamentösen Behandlung gehört bei einer Thrombose auch eine Kompressionstherapie zur Standard-Behandlung. Der Betroffene trägt dabei einen Kompressionsverband, der dabei hilft, dass die Schwellung zurückgeht. Ein Kompressionsverband hat ähnlich wie die Muskelpumpe den Zweck, den Druck auf die Venen von außen zu erhöhen. Das Tragen des Verbandes wirkt auch dem Fortschreiten des Blutgerinnsels und damit möglichen Komplikationen, etwa einer Lungenembolie, entgegen. Nach etwa eineinhalb Wochen wird der Verband durch einen Kompressionsstrumpf ausgetauscht. In vielen Fällen sollte dieser längerfristig getragen werden.

Thromboektomie als operative Behandlung bei Thrombose

Bei besonders ausgeprägten Thrombosen, insbesondere der Beinvenen, kann eine operative Entfernung der Thromben notwendig sein. Die Operation kann bis spätestens fünf Tage nach dem Auftreten der Thrombose durchgeführt werden. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Ziel der chirurgischen Entfernung ist vor allem die Verhinderung von Spätfolgen und Komplikationen. An die Operation schließt sich (wie oben beschrieben) eine Kompressionstherapie sowie die Langzeitbehandlung mit blutverdünnenden Medikamenten an.

Spätfolgen, Prognose und Verlauf bei Thrombosen

Je früher eine Thrombose erkannt und behandelt wird, umso besser ist auch die Prognose. Rechtzeitig therapiert können Komplikationen oft verhindert und die Thrombose deutlich reduziert oder gar geheilt werden. Wenn die Behandlung aber zu spät einsetzt oder Komplikationen auftreten, kann es zu schwerwiegenden Folgen, etwa einer Lungenembolie, kommen. In zwei Dritteln der Fälle verläuft diese tödlich.

Meist bestehen nach einer Thrombose selbst bei guter und frühzeitiger Behandlung unerwünschte Spätfolgen. Oft bleibt die betroffene Vene partiell oder komplett verschlossen. Dadurch kommt es zu einem Rückstau des Blutes und einem erhöhten Druck im betroffenen Gefäß. Dies erhöht das Risiko für Folgeschäden in den betroffenen Gefäßen und Geweben. Sie werden unter dem Begriff postthrombisches Syndrom zusammengefasst:

  • chronische Schwellungen
  • Krampfadern
  • bräunliche Verfärbungen der Haut
  • Geschwür am Bein, auch als offenes Bein (ulcus cruris), bekannt

Vorbeugung: Thromboseprophylaxe

Das Risiko für Thrombosen kann durch einen venengesunden Lebensstil deutlich reduziert werden. Vorbeugende Maßnahmen sind unter anderem der Einsatz von Thrombosespritzen zur Prophylaxe nach einer Operation sowie der Verzicht oft Nikotin. Auf Flugreisen können Kompressionsstrümpfe einer Thrombose vorbeugen.