Eine ältere Dame lehnt an einer Wand und hält Ihre Hand auf ihr Herz
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Erschöpfung und geschwollene Füße

Herzinsuffizienz: Symptome, Ursachen und Behandlung der Herzschwäche

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 22.03.2021

Das Herz ist eines der wichtigsten Organe: täglich pumpt es mehrere tausend Liter Blut durch den Körper, um jede Zelle mit Sauerstoff zu versorgen. Ist das Herz geschwächt, kann das gravierende Folgen für den gesamten Organismus haben. Herzschwäche gehört zu den häufigsten Todesursachen. Wie man eine Herzinsuffizienz erkennt und wie sie sich behandeln lässt, lesen Sie hier.

Herzinsuffizienz: Was ist eine Herzschwäche?

Bei der Herzinsuffizienz handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, vielmehr ist die Herzmuskelschwäche ein Syndrom mit vielfältigen Ursachen, welches zur Folge hat, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Herzinsuffizienz geht mit einem verringerten Herzzeitvolumen einher, der Menge an Blut, die pro Minute in den Kreislauf gepumpt wird. Dadurch sind Betroffene weniger belastbar.

Unterschieden wird zwischen der akuten Herzinsuffizienz, welche plötzlich auftritt, und der chronischen Herzinsuffizienz, die sich langsam entwickelt – manchmal über Jahre hinweg.

Ist die rechte Herzhälfte betroffen (Rechtsherzinsuffizienz), kann das Blut nicht mehr ausreichend in den Lungenkreislauf gepumpt werden und staut sich in den Venen vor dem Herzen an. Das Aufstauen des Blutes in den Venen wird auch als Rückwärtsversagen bezeichnet. Es kommt vorwiegend bei der rechtsseitigen Herzschwäche vor und führt zu Wassereinlagerungen im Gewebe. Auf der linken Seite ist ein Rückwärtsversagen für eine Anstauung in der Lunge verantwortlich.

Ist die linke Hälfte des Herzens geschwächt (Linksherzinsuffizienz), fällt es dem Herz schwer, Blut in den Körperkreislauf auszuwerfen – beim sogenannten Vorwärtsversagen ist die Auswurfleistung reduziert.

Auch eine globale Herzinsuffizienz ist möglich, bei der beide Hälften gleichermaßen erkrankt sind.

Herzschwäche erkennen: Welche Symptome bei Herzinsuffizienz?

Je nachdem, welche Herzhälfte betroffen ist, können die Symptome unterschiedlich ausfallen. Mögliche Symptome bei Herzinsuffizienz sind:

  • Atemnot
  • Erschöpfung
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Schwindel
  • Beschleunigter Puls (Herzrasen)
  • Häufiger Harndrang (insbesondere nachts)
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Herzhusten (Asthma cardiale)

Entwickelt sich die Herzschwäche langsam, wie im Falle der chronischen Herzinsuffizienz, kommt es meist erst spät zu den Symptomen. Bei der akuten Form, die immer ein Notfall ist, treten sie plötzlich auf. Dazu können außerdem Kaltschweißigkeit, Angina pectoris (Herzenge) sowie stechende Schmerzen in der Brust, Blässe und Blaufärbung der Haut (Zyanose), Schwindel und eine starke Schwellung der Beine kommen. Auch Ohnmacht ist ein mögliches Symptom der akuten Herzschwäche. Sollten diese Symptome plötzlich auftreten, muss sofort der Notruf gewählt werden.

Nicht immer äußert sich die Herzinsuffizienz mit heftigen Symptomen. Erst wenn die Herzschwäche stark ausgeprägt ist, macht sie sich in der Regel durch entsprechende Symptome bemerkbar. Der Schweregrad einer Herzschwäche lässt sich nach der Ausprägung der Beschwerden bestimmen. Die New York Heart Association (NYHA) teilt die Herzinsuffizienz wie folgt ein:

  • NYHA I: Das Herz ist geschwächt, es kommt jedoch nicht zu Beschwerden – auch nicht bei körperlicher Anstrengung.
  • NYHA II: In Ruhe oder bei leichter Belastung treten keine Beschwerden auf. Bei starker körperlicher Belastung kommt es zu schnellerer Erschöpfung, Angina pectoris sowie Kurzatmigkeit.
  • NYHA III: Die Beschwerden treten bei geringer körperlicher Belastung auf und reduzieren die Leistungsfähigkeit im Alltag. Es kommt zu großen Einschränkungen. In Ruhe treten keine Symptome auf.
  • NYHA IV: Die Beschwerden treten auch in Ruhe auf, bei Belastung sind sie verstärkt. Es kommt zu massiven Einschränkungen bei den Betroffenen. Oft führt die Herzinsuffizienz dann zu vollständiger Immobilität (Bettlägerigkeit).

Herzinsuffizienz: Ursachen und Risikofaktoren der Herzschwäche

Eine Menge von Risikofaktoren und Ursachen kommen für die Entstehung einer Herzschwäche infrage. Prinzipiell kann jede Erkrankung, die den Herzmuskel schädigt, früher oder später auch zu einer Herzinsuffizienz führen. Mögliche Ursachen für die Herzschwäche sind:

Auch Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes mellitus können ursächlich für die Entwicklung einer Herzschwäche sein. Außerdem können manche Medikamente und Drogen den Herzmuskel schädigen und eine Herzinsuffizienz begünstigen. Zudem spielen genetische Faktoren eine Rolle.

Diagnose: Wie stellt man eine Herzinsuffizienz fest?

Zur Stellung der Diagnose werden zunächst Symptome und Risikofaktoren in einem Anamnesegespräch erhoben. Auch eine familiäre Häufung von Herz-Kreislauferkrankungen ist hierbei von großer Relevanz. Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der Gewicht, Puls und Blutdruck gemessen werden. Herzgeräusche werden mit einem Stethoskop abgehört, so kann auch Wasser in der Lunge (Lungenödem) erkannt werden – ein häufiges Symptom bei Linksherzinsuffizienz. Auch wird in der Regel eine Laboruntersuchung von Blut und Urin angeordnet.

Weitere Untersuchungen dienen unter anderem der genaueren Bildgebung und als Hinweis über die Belastbarkeit des Herzens:

  • Elektrokardiogramm (auch Langzeit- und Belastungs-EKG sind möglich)
  • Langzeit-Blutdruckmessung
  • Echokardiografie (Ultraschall am Herzen)
  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
  • Herzkatheteruntersuchung

Behandlung der Herzschwäche: Welche Medikamente bei Herzinsuffizienz helfen

Herzinsuffizienz ist eine sehr schwere Erkrankung, die unbehandelt immer weiter fortschreitet und letztlich in einem tödlichen Herzversagen endet. Herzinsuffizienz ist nicht heilbar, aber das Fortschreiten der Erkrankung kann verlangsamt werden.

Bei der Behandlung einer Herzschwäche spielt die medikamentöse Therapie, neben einem herz-schonenden Lebensstil, die wichtigste Rolle. Die Tabletten sollen die Symptome lindern und weitere belastende Faktoren, etwa Bluthochdruck, reduzieren. Eingesetzt werden vor allem Wirkstoffe aus der Gruppe der:

  • Diuretika: Reduzieren den Blutdruck und wirken Wassereinlagerungen entgegen.
  • Betablocker: Senken den Blutdruck und schonen das Herz, indem sie die Schlagfrequenz herabsetzen.
  • ACE-Hemmer: Senken den Blutdruck, schonen so das Herz und verbessern seine Tätigkeit. Als Nebenwirkung tritt oft Reizhusten auf. In diesem Fall werden die ähnlich wirkenden Sartane eingesetzt.
  • Sartane: Kommen zum Einsatz, wenn die ACE-Hemmer zu starken Nebenwirkungen führen.
  • Digitalis-Präparate: Digitalis ist im Volksmund auch als Fingerhut bekannt. Die Wirkstoffe der Heilpflanze werden eingesetzt, um das Schlagvolumen (Milliliter Blut pro Auswurf in den Kreislauf) zu erhöhen, aber die Schlagfrequenz zu senken. Aufgrund von Nebenwirkungen werden Digitalis-Medikamente seltener eingesetzt, sie kommen vor allem bei Herzrhythmusstörungen in eher fortgeschrittenen Stadien der Herzschwäche zum Einsatz.

Oft wird auch ein Kombipräparat mit einem entwässerndem Wirkstoff und einem Blutdrucksenker verschrieben, sogenannte Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI).

Wenn Tabletten nicht helfen: Operation bei schwerer Herzinsuffizienz

Ist das Fortschreiten der Erkrankung nicht aufzuhalten oder das Herz zu stark geschädigt, kann eine Operation notwendig werden, um die Prognose für Betroffene zu verbessern. Je nach Schädigung des Herzens können verschiedene Operationen helfen, die Lebenserwartung zu erhöhen und das Herz zu unterstützen.

Ein Herzschrittmacher wird eingesetzt, wenn im Zuge der Herzinsuffizienz eine Herzrhythmusstörung auftritt. Manchmal kommt es vor, dass durch die krankhafte Veränderung des Herzmuskels die Erregungsleitung nicht mehr richtig funktioniert und sich beide Herzhälften asynchron kontrahieren. Dann hilft die kardiale Resynchronisationstherapie (auch CRT), bei welcher ein Herzschrittmacher beide Seiten erregt und so das Herz wieder in Takt bringt. Auch wird in einigen Fällen der Schrittmacher mit einem Defibrillator kombiniert. Dieser schockt das Herz, sobald eine Herzrhythmusstörung auftritt.

Zudem kann manchen Erkrankten ein Bypass oder Stent helfen, sollten die Herzkranzgefäße stark verengt und die Durchblutung des Herzmuskels deshalb mangelhaft sein. Außerdem wird manchmal eine Herzklappenrekonstruktion notwendig. In wenigen Fällen, wenn das Herz irreparabel geschädigt ist, kann nur noch eine Herztransplantation helfen.

Prognose: Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Herzinsuffizienz?

Herzinsuffizienz ist ein sehr gefährlicher Zustand mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Unbehandelt ist die Prognose bei einer Herzschwäche sehr schlecht. Mit einer Behandlung können Betroffene meist noch viele Jahre leben, wobei die Lebensqualität stark beeinträchtigt sein kann. Je früher die Diagnose gestellt wird und die Therapie begonnen wird, desto besser sind die Aussichten. Trotz Medikamenten und Operationen ist eine Herzschwäche nicht heilbar. Ein gesunder Lebensstil, die konsequente Einnahme der verschriebenen Tabletten und die Schonung des Herzmuskels können aber ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Wie kann man einer Herzschwäche vorbeugen?

Die Vorbeugung der Herzinsuffizienz besteht vorrangig in einer herzgesunden Lebensweise. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und Fett, außerdem der Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Darüber hinaus sollten auslösende Erkrankungen, etwa bestehender Bluthochdruck, behandelt werden. Wird ein Infekt nicht richtig auskuriert, kann es zu einer Herzmuskelentzündung und im Zuge dessen auch zu einer Herzschwäche kommen. Deshalb ist auch ein wichtiger Baustein der Herzinsuffizienz-Prävention, sich bei einer Erkältung, Grippe und anderen Infekten zu schonen.