Herzrhythmusstörungen können in einem EKG sichtbar werden
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Herz aus dem Takt

Herzrhythmusstörungen: Gefährliche Arrhythmie

Von: Tanja Heil (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Schlägt ein Herz zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig, kann das gefährliche Folgen haben. Es gibt jedoch auch harmlose Arrhythmien. Je nach Symptomen und Ursachen helfen Medikamente, ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator. Ohne Behandlung drohen Herzschwäche oder Schlaganfall.

Herzrhythmusstörungen: Herz schlägt zu schnell oder zu langsam

Bei einem gesunden Menschen schlägt das Herz in Ruhe zwischen 60 und 90 Mal pro Minute. Bei Sport oder Aufregung erhöht sich die Herzfrequenz. Mit jedem Schlag pumpt das Herz rund 60 ml Blut in den Kreislauf, um alle Zellen und Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Bei einer Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) gerät das Herz aus dem Takt. Folgende Störungen sind möglich:

  • Tachykardie: Das Herz schlägt zu schnell mit mehr als 100 Schlägen pro Minute.
  • Bradykardie: Das Herz schlägt zu langsam (Bradykardie) mit weniger als 50 Schlägen pro Minute.
  • Extrasystolen: Das Herz schlägt unregelmäßig oder „stolpert“.
  • Kammerflimmern: Die Muskeln der Herzkammern ziehen sich zu unterschiedlichen Zeiten zusammen.
  • Vorhofflimmern: Die Muskeln der Vorhöfe ziehen sich zu unterschiedlichen Zeiten zusammen.

Nicht alle Unregelmäßigkeiten des Herzschlags sind krankhaft. So schlägt etwa das Herz gut trainierter Menschen in Ruhe langsamer als das von Durchschnittsmenschen. Andererseits können Herzrhythmusstörungen auch gefährliche Folgen haben. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 400.000 Menschen mit Arrhythmie ins Krankenhaus eingeliefert.

Ausgelöst wird jeder Herzschlag durch ein fein austariertes Zusammenspiel elektrischer Signale im Herzen. Im rechten Vorhof des Herzens erzeugt der Sinusknoten als Taktgeber des Herzschlags einen elektrischen Impuls. Dieser wird vom AV-Knoten am Übergang zwischen Vorhof und Herzkammern weitergegeben an das His-Bündel, das die Erregung an die Herzkammern überträgt. So ziehen sich alle Muskeln der Herzkammern in sinnvoller Abfolge zusammen und pumpen dadurch das Blut aus dem Herzen in den Kreislauf.

In der Medizin werden Herzrhythmusstörungen auch danach eingeteilt, wo sie entstehen:

  • Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen: Der Ursprung der Störung liegt in den Herzkammern, etwa bei Kammerflimmern, Kammerflattern oder Torsade-de-Pointes Tachykardie. Kammerflimmern ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand und es sollte sofort der Notruf gewählt werden.
  • Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen: Diese Art von Arrhythmienentstehen oberhalb der Herzkammern in den Vorhöfen, etwa das Vorhofflimmern, Vorhofflattern, Supraventrikuläre Tachykardien, Bradykardie oder Extrasystolen. Diese Arten der Arrhythmie sind meist nicht unmittelbar lebensbedrohlich.

Ob eine Herzrhythmusstörung behandelt werden sollte oder harmlos ist, kann nur eine kardiologische Untersuchung feststellen.

Was ist die Ursache von Herzrhythmusstörungen?

Unregelmäßiger Herzschlag kann durch unterschiedliche Faktoren hervorgerufen werden. Typische Auslöser im Alltag sind:

  • Stress
  • Starker Alkoholkonsum
  • Sehr viel Kaffee
  • Drogenkonsum
  • Angst
  • Übermäßige Aufregung oder Sorge
  • Mangel oder Überfluss an Mineralstoffen, insbesondere von Kalium, Magnesium und Kalzium
  • Bestimmte Medikamente
  • Bluthochdruck
  • Überfunktion der Schilddrüse

Mit höherem Alter steigt auch das Risiko, eine Arrhythmie zu erleiden. Darüber hinaus tritt diese genetisch bedingt in manchen Familien gehäuft auf. Besonders gefährlich sind jedoch Herzrhythmusstörungen, die auf Herzerkrankungen zurückzuführen sind. Sie sind häufig lebensbedrohlich. So treten Herzrhythmusstörungen oft in Zusammenhang mit einem Herzinfarkt oder der Koronaren Herzkrankheit (KHK) auf. Ein angeborener Herzfehler oder eine Herzklappenerkrankung können ebenfalls zu einer lebensgefährlichen Arrhythmie führen.

Herzrhythmusstörungen: Symptome einer Arrhythmie oft uneindeutig

Nicht immer sind Herzrhythmusstörungen von Symptomen begleitet. Manche werden auch zufällig bei einer Untersuchung entdeckt, ohne dass Betroffene davon Anzeichen in Ruhephasen bemerken. Außerdem gerät auch ein gesundes Herz manchmal im Laufe des Tages kurz aus dem Takt. Allerdings findet es schnell zurück zu seinem normalen Rhythmus, ohne dass daraus Komplikationen entstehen.

Sind die Symptome jedoch sehr auffällig oder treten häufig auf und beeinträchtigen eine Person deutlich, so empfiehlt sich ärztlicher Rat dringend. Je älter Betroffene sind, desto größer ist die Gefahr einer ernsthaften Erkrankung. Erstes Anzeichen einer Arrhythmie ist häufig ungewohnte Mattigkeit. Die Symptome variieren nach Art der Herzrhythmusstörung.

Anzeichen von Herzrasen

Wenn das Herz ohne Grund erheblich schneller schlägt als normalerweise, bemerken das Betroffene meist deutlich. Viele beschreiben es als Herzrasen, Herzpochen oder auch als Herzstolpern. Sie fühlen eine Unruhe oder Nervosität, manchmal sogar Angst. Der schnelle Herzschlag kann auch Schwindel, Schmerzen in der Brust oder Kurzatmigkeit hervorrufen. Im Extremfall kann es zu Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit kommen. Oft schlägt das Herz nicht nur schneller, sondern auch unregelmäßig. Bei diesen Symptomen sollte immer eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

So merkt man zu langsamen Herzschlag

Schlägt das Herz zu langsam, muss das nicht immer krankhaft sein. Bei Leistungssportler*innen schlägt manchmal das Herz in Ruhe nur 40 Mal pro Minute. Ist das Herz jedoch untrainiert, so führt ein langsamer Herzschlag dazu, dass Gehirn und Organe mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Betroffene merken das daran, dass ihnen schwindelig wird und sie ohne äußeren Grund Schweißausbrüche bekommen. Oft werden sie auch müde und benommen. Manchmal treten Sehstörungen auf. Bekommt das Gehirn sehr wenig Sauerstoff, so folgt eine Ohnmacht. In diesen Fällen sollte ärztlich abgeklärt werden, was hinter den Symptomen steckt.

Unregelmäßiger Herzschlag bei Kindern

Kinder haben insgesamt einen schnelleren Pulsschlag als Erwachsene – je kleiner sie sind, desto höher ist der Puls. Außerdem tritt bei Kindern und Jugendlichen häufig eine respiratorische Arrhythmie auf: Beim Einatmen schlägt ihr Herz schneller, beim Ausatmen langsamer. Sind keine weiteren Beschwerden wie Übelkeit, auffallende Müdigkeit oder Bewusstlosigkeit zu bemerken, besteht meist kein Risiko.

Diagnose von Herzrhythmusstörungen per EKG

Wichtig bei der ärztlichen Untersuchung sind Vorerkrankungen und Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden. Falls in der Familie mehrere Mitglieder unter Herzrhythmusstörungen leiden, spielt das ebenfalls eine Rolle. Im Zentrum steht außerdem die Frage, in welchen Situationen Herzrhythmusstörungen aufgefallen sind und wie häufig diese auftreten. Mit dem Stethoskop lassen sich ungewöhnliche Herzgeräusche hören.

Den entscheidenden Beitrag zur Diagnose bei einer Herzrhythmusstörung liefert ein EKG. Beim Ruhe-EKG werden den Betroffenen im Liegen Elektroden auf die Brust geklebt und dann die Herzschläge gemessen. So werden dauernd auftretende Arrhythmien sichtbar. Da allerdings die meisten Herzrhythmusstörungen nur ab und zu auftreten, bleiben sie damit unentdeckt. Deshalb erhalten Betroffene ein Langzeit-EKG. Dieses können sie ein bis sieben Tage lang am Körper tragen. Die ganze Zeit über zeichnet das kleine Gerät die Herzschläge auf und dokumentiert so auch unregelmäßige Herzschläge im Zeitraum mehrerer Tage. Sind sie noch seltener, hilft ein Event-Recorder. Diesen schalten Betroffene nur dann ein, wenn sie Beschwerden bemerken.

Zeigt das EKG Auffälligkeiten, so sind weitere Untersuchungen notwendig, etwa ein Herzultraschall (Echokardiographie). Meistens reicht es dafür, von außen per Ultraschall die Bewegung des Herzens anzusehen. Bei besonderen Fragestellungen wird das Ultraschallgerät durch die Speiseröhre hinter das Herz geführt („Schluck-Echo“ oder auch Transösophageale Echokardiographie). Dadurch kann das Herz besonders gut betrachtet werden.

Außerdem sind häufig folgende Untersuchungen sinnvoll:

  • Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über den Kalium- und Magnesiumspiegel. Auch Schilddrüsenerkrankungen fallen dabei auf.
  • Eine Blutdruckmessung deckt Bluthochdruck auf.
  • MRT oder CT können bei Bedarf detaillierte Bilder des Herzens liefern.
  • Durch eine Herzkatheteruntersuchung können verdächtige Engstellen in den Herzkranzgefäßen kontrolliert werden.
  • Mit einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) wird per Herzkatheter direkt am Herzen untersucht, wie die Erregung abläuft.

Behandlung bei Herzrhythmusstörungen

Unregelmäßige Herzschläge sind oft ungefährlich. Sind jedoch Herzerkrankungen die Ursache für Herzrhythmusstörungen, so sollten diese behandelt werden. Auch ein zu langsamer Herzschlag kann gefährlich werden, wenn dabei das Herz zu lange pausiert. Dann besteht das Risiko, dass die empfindlichen Gehirnzellen unterversorgt werden, oder dass das Herz nicht mehr in seinen Rhythmus kommt.

Häufig sind bei Arrhythmien folgende Therapien:

  • Betablocker senken die Herzfrequenz und schonen es so. Sie kommen außerdem bei Bluthochdruck zum Einsatz.
  • Herzglykoside wie Digitalis senken die Herzfrequenz und steigern die Pumpkraft des Herzens.
  • Rhythmusmedikamente (Antiarrhythmika) regulieren den Herzschlag.
  • Kanal-Blocker für Natrium, Kalium oder Kalzium verhindern deren Aufnahme.
  • Gerinnungshemmer(Antikoagulantien)verhindern, dass sich Blutplättchen verklumpen und zu einem Schlaganfall führen können.

Schlägt das Herz regelmäßig zu langsam oder setzt aus, so wird Betroffenen häufig ein Herzschrittmacher eingesetzt. Er misst den Herzschlag. Wird er zu langsam, so setzt der Herzschrittmacher mit einem Stromimpuls das Herz wieder in Schwung. Herzrasen lässt sich häufig durch einen Defibrillator beenden. Neben den Notfallgeräten, die inzwischen in vielen öffentlichen Einrichtungen bereit liegen, kann ein Defibrillator gefährdeten Personen auch in den Körper eingesetzt werden. Das Mini-Gerät sendet dann im Bedarfsfall einen Stromstoß aus, durch welchen die Herzaktivität für kurze Zeit unterbrochen wird. So kann sich durch den “Neustart” wieder ein gleichmäßiger Rhythmus einstellen.

Ist die Verengung eines Herzkranzgefäßes ursächlich für die Herzrhythmusstörungen kann auch das Einsetzen eines Stents oder eine Bypass-Operation notwendig werden.

Sind Herzrhythmusstörungen gefährlich?

In vielen Fällen können Herzrhythmusstörungen gut behandelt werden und beeinträchtigen Betroffene kaum noch, wenn sie ihre Medikamente nehmen. Allerdings hängt das im Einzelfall davon ab, was die Ursache für die Arrhythmie war und um welche Art von Herzrhythmusstörung es sich handelt. Stecken gefährliche Herzerkrankungen dahinter, steigt die Gefahr von Komplikationen. Durch den Fortschritt der Medizin können jedoch viele Herzerkrankungen heute mit Katheter, Stents und Bypass therapiert werden. Betroffene sollten jedoch viel Stress meiden und gesund leben. Werden gefährliche Herzrhythmusstörungen nicht behandelt, so drohen Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz. Da bei unregelmäßigen Herzschlägen Blut im Herzen verwirbelt, kann dort Blut verklumpen und anschließend einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie auslösen.

Vorbeugen: Kaffee kann Herz aus dem Takt bringen

  • Mit einem gesunden Lebenswandel lässt sich einiges gegen einen unregelmäßigen Herzschlag tun:
  • Übermäßigen Genuss von Kaffee und Alkohol vermeiden
  • Keine Drogen nehmen
  • Stress durch Bewegung oder Entspannungstechniken abbauen
  • Regelmäßig Sport treiben, der das Herz trainiert, beispielsweise Cardio Training
  • Bluthochdruck behandeln
  • Mit einer ausgewogenen Ernährung genügend Mineralstoffe zu sich nehmen