Der Blutdruck ist während der Systole höher als bei der Diastole - es werden stets beide Werte gemessen.
© Getty Images/ncn18
Herzzyklus im Detail

Systole und Diastole: Was ist das?

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Das menschliche Herz pumpt pro Minute circa fünf Liter Blut durch den gesamten Körper, um ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Dieser Pumpprozess wird ein zwei Phasen unterteilt: eine Kontraktionsphase (Systole) und eine Erschlaffungsphase (Diastole). Lesen Sie hier alles über die verschiedenen Phasen des Herzzyklus und die Funktionsweise des gesunden Herzens.

Das Herz in Aktion

60 bis 80 Mal pro Minute schlägt das Herz bei einem Erwachsenen. Dabei pumpt der linke Teil sauerstoffreiches Blut durch die Arterien in den Körper, während der rechte Teil sauerstoffarmes Blut aufnimmt und es zur Lunge pumpt. Dort wird es wieder mit Sauerstoff angereichert und zurück zur linken Herzhälfte geführt, wo der Kreislauf von Neuem beginnt.

Verantwortlich für die Zuverlässigkeit und Gleichmäßigkeit des Herzschlags ist der sogenannte Sinusknoten, welcher sich in der Wand des rechten Vorhofs befindet und aus spezialisierten Herzmuskelzellen besteht. Er gibt elektrische Impulse ab, die über ein Reizleitungssystem bis in die Herzkammern gelangen und bewirken, dass sich die Herzmuskulatur zusammenzieht. Dieser sich rhythmisch wiederholende Prozess lässt sich in zwei Phasen einteilen: die Systole, in der das Blut aus dem Herzen gepumpt wird, und die Diastole, in welcher die Herzmuskulatur erschlafft und das Herz sich wieder mit Blut füllt. Systole und Diastole werden wiederum in jeweils zwei Phasen unterteilt, sodass eine vollständige Herzaktion aus insgesamt vier Phasen besteht.

Systole (Kontraktionsphase)

Die Systole besteht aus einer Anspannungsphase und einer Austreibungsphase. In der Anspannungsphase sind sämtliche Herzklappen geschlossen und die Herzkammern mit Blut gefüllt. Zieht sich nun der Herzmuskel zusammen, steigt der Druck im Inneren des Herzens an. Wenn er den Druck in der Aorta (Hauptschlagader) beziehungsweise im Truncus pulmonalis (der Stamm der zur Lunge führenden Arterien) übersteigt, öffnen sich die sogenannten Taschenklappen und die Austreibungsphase beginnt. Dabei wird das Blut aus den Herzkammern in den Körper gepumpt, wodurch der Druck in den Kammern wieder sinkt. Fällt er unter den Druck in Aorta und Truncus pulmonalis, schließen sich die Taschenklappen wieder, die Systole ist beendet. Bei normaler Herzfrequenz ist Systole circa 0,3 Sekunden lang.

Diastole (Erschlaffungsphase)

Die auf die Systole folgende Diastole besteht aus einer Entspannungsphase und einer Füllungsphase. In der Entspannungsphase entspannt sich die Muskulatur der Herzkammern, der Druck darin sinkt. Fällt der Druck unter den Druck in den Vorhöfen, öffnen sich die Segelklappen und die Füllungsphase beginnt. Dabei füllen die Herzkammern sich mit Blut, bis der Druck darin wieder über dem Druck in den Vorhöfen liegt. Mit dem dann erfolgenden Schluss der Segelklappen ist die Diastole beendet und die nächste Systole beginnt. Bei einem normalen Puls ist die Diastole circa 0,7 Sekunden lang.

Systole und Diastole als Auslöser der Herztöne

Während des Herzzyklus erzeugen Systole und Diastole typische Geräusche, die sich mithilfe eines Stethoskops an charakteristischen Stellen auf dem Brustkorb hören lassen. Sind die Herztöne verändert, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.

So entstehen Extrasystolen

Bei einigen Menschen treten Herzaktionen außerhalb des normalen Herzrhythmus auf, die sich als „Herzstolpern“ bemerkbar machen und als zusätzliche Schläge messbar sind. Diese sogenannten Extrasystolen gehören zu den Herzrhythmusstörungen und werden durch elektrische Impulse in den Vorhöfen oder in der Herzkammer ausgelöst. Oftmals werden sie von den Betroffenen überhaupt nicht bemerkt und meist stecken harmlose Ursachen wie Stress, Nikotin, Koffein, Kalium- oder Magnesiummangel dahinter.

In einigen Fällen weisen sie jedoch auf eine ernsthafte Erkrankung hin – so treten Extrasystolen beispielsweise bei Vorhofflimmern, Schilddrüsen- und Herzklappenerkrankungen auf. Gehäuft auftretende Extrasystolen sollten daher ärztlich abgeklärt werden.