Eine Krankenschwester misst den Blutdruck bei einem Mann
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Schnelles Handeln wichtig

Hypertensive Krise: Warum steigt der Blutdruck plötzlich an?

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 14.04.2021

Schnellt der Blutdruck plötzlich in die Höhe und übersteigt Werte von 180/120 mmHg dann liegt eine gefährliche hypertensive Krise vor. Welche Folgen es hat und welche Ursache dahinterstecken, wenn der Blutdruck außer Kontrolle gerät.

Hypertensive Entgleisungen: Wenn der Blutdruck akut in die Höhe schnellt

Ist der Blutdruck dauerhaft erhöht und beträgt im Durchschnitt über 140/90 mmHg, dann liegt eine arterielle Hypertonie vor, die auf Dauer Schäden im ganzen Körper verursachen kann. Bei einer hypertensiven Krise hingegen steigt der Blutdruck plötzlich an: im schlimmsten Fall kommt es zu Organschäden.

Es gibt verschiedene Einteilungen für die hypertensive Krise. Je nach Einteilung sprechen Mediziner von einer hypertensiven Entgleisung bei Werten von:

  • Über 180/120 mmHg (nach der European Society of Hypertension)
  • Über 230/120 mmHg (nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie)

Auch wenn bei den Grenzwerten eine gewisse Uneinigkeit besteht, haben hypertensive Entgleisungen gemein, dass der Blutdruck plötzlich krisenhaft ansteigt. Unterschieden werden hierbei zwei Fälle: die hypertensive Krise und der hypertensive Notfall. Bei zweiterem geht der plötzliche Blutdruckanstieg mit einer Gewebeschädigung einher etwa am Herzen oder dem Gehirn.

In der medizinischen Praxis ist die Unterscheidung eher irrelevant, weil jede hypertensive Entgleisung einen Notfall darstellt. Schnellen die Werte plötzlich in die Höhe, besteht immer Gefahr: Denn wird eine hypertensive Krise nicht rechtzeitig behandelt, kann diese zu einem hypertensiven Notfall werden. Es drohen dann Organschäden und es besteht Lebensgefahr.

Hypertensive Krise: Welche Ursachen hat der plötzliche Blutdruckanstieg?

Oft besteht vor der hypertensiven Entgleisung schon eine chronische Bluthochdruckerkrankung. Selten sind Menschen mit normalen oder niedrigen Blutdruckwerten von der gefährlichen Bluthochdruckkrise betroffen.

Bei Menschen mit bestehender Hypertonie reicht oftmals eine akute Stresssituation oder körperliche Anstrengung, um den arteriellen Druck massiv in die Höhe schnellen zu lassen.

Auch Fehler bei der Einnahme der Medikamente gegen die bestehende Hypertonie können den Blutdruck gefährlich ansteigen lassen. Deshalb ist es wichtig, dass von Bluthochdruck Betroffene ihre Tabletten regelmäßig und gewissenhaft einnehmen.

Weitere Ursachen, die eine hypertensive Krise auslösen können:

  • Präeklampsie, Eklampsie (Erkrankungen in der Schwangerschaft)
  • Nierenerkrankungen (Nierenentzündung)
  • Tumor der Nebenniere (Phäochromozytom)
  • Nierenarterienstenose
  • Aufputschende Substanzen wie Kokain und Amphetamine
  • Alkoholentzug

Hypertensive Krise: Symptome erkennen

Betroffene nehmen den schnellen Anstieg des Blutdrucks nicht direkt wahr. Vielmehr entstehen bei den meisten eher unspezifische Symptome bei einer hypertensiven Krise. Oft macht sich die Bluthochdruckkrise bemerkbar durch:

  • Druckgefühl im Kopf und Gesichtsröte
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Benommenheit
  • Desorientierung
  • Schwindel
  • Nasenbluten

Werden im Rahmen des hypertensiven Notfalls Organe geschädigt, können weitere Symptome auftreten, darunter auch Brustschmerzen und ein Engegefühl im Brustbereich (Angina pectoris). Bei einer Schädigung der Netzhautgefäße kann es zu Sehstörungen kommen.

Hypertensive Krise: Wann zum Arzt?

Eine hypertensive Entgleisung ist immer behandlungsbedürftig und das mit Dringlichkeit. Wird die hypertensive Krise nicht rechtzeitig behandelt, kann es schnell zu einem Blutdrucknotfall mit Organschädigung kommen. Auch drohen Schlaganfall und Herzinfarkt.

Steigen die Blutdruckwerte plötzlich stark an, sollte in jedem Fall der Notruf gewählt werden, denn die Blutdruckentgleisung ist sehr gefährlich und es muss schnell gehandelt werden, um schwere Folgen zu vermeiden.

Behandlung: Das macht der Arzt bei einer hypertensiven Krise

Die Behandlung einer hypertensiven Krise und eines hypertensiven Notfalls ist, die Blutdruckwerte wieder in einem normalen Bereich zu senken. Das sollte nicht zu rasch gesehen, da ein starker Abfall des Blutdrucks ebenfalls unerwünschte Folgen haben kann. Die Blutdruckwerte sollen langsam gesenkt und über einen längeren Zeitraum stabil gehalten werden.

Medikamente kommen hierbei zum Einsatz, beispielsweise Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika oder ACE-Hemmer. Meist wird der Patient stationär aufgenommen und sein Blutdruck über 24 Stunden hinweg überwacht, um sicherzustellen, dass die Medikamente anschlagen und der Patient außer Gefahr ist.

Besteht eine Vorerkrankung wie Bluthochdruck, die für die hypertensive Krise ursächlich war, ist es wichtig, diese gut zu behandeln, um weitere Blutdruckentgleisungen zu vermeiden.

Prognose: Werden Betroffene wieder ganz gesund?

Die Prognose bei einer hypertensiven Krise ist besser als bei einem hypertensiven Notfall, da keine Organe oder Gewebe geschädigt wurden. Die Prognose hängt stets davon ab, wie schnell die Blutdruckkrise behandelt wurde. Deshalb ist das schnelle Handeln bei einer hypertensiven Entgleisung besonders wichtig. Wird die hypertensive Krise rechtzeitig erkannt und der Blutdruck gesenkt, werden Betroffene meist wieder vollständig gesund und es bleiben keine Schäden.