Mann leidet an Schmerzen beim Gehen wegen PAVK
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Periphere arterielle Verschlusskrankheit

PAVK: Stadien und Symptome der Schaufensterkrankheit 

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), die auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet wird, handelt es sich um eine schwerwiegende Gefäßerkrankung. Dabei sind die versorgenden Gefäße der Gliedmaßen – also die der Arme und Beine – verengt und der Blutfluss gestört. Welche Symptome sind typisch und wie erfolgt die Behandlung?

PAVK: Was steckt hinter der Erkrankung?

PAVK ist eine Abkürzung für periphere arterielle Verschlusskrankheit. Die Gefäßkrankheit wird umgangssprachlich auch als Raucherbein oder Schaufensterkrankheit bezeichnet. Der Begriff Schaufensterkrankheit kommt daher, weil Menschen mit der Erkrankung häufig Schmerzen beim Laufen verspüren und deshalb oftmals beim Spazieren gehen etwa an einem Schaufenster anhalten.

Bei der PAVK handelt es sich um eine Durchblutungsstörung in der Peripherie, betroffen sind also die Arterien der Arme und/oder Beine. Durch verengte oder sogar ganz verschlossene Blutgefäße kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen, die Versorgung der betroffenen Körperregionen mit Sauerstoff ist nicht mehr gewährleistet.

Die Krankheit ist weit verbreitet. Rund drei bis zehn Prozent der Erwachsenen sind von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit betroffen, ab 70 Jahren steigt das Risiko weiter: In dieser Altersgruppe leiden zwischen 15 und 20 Prozent der Menschen daran.

Symptome und Stadien der PAVK

Oftmals wird die PAVK erst spät festgestellt, denn zu Beginn bemerken Betroffene meist keine Beschwerden. Die Erkrankung wird in verschiedene Stadien eingeteilt, sie richten sich nach den Symptomen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.

  • Stadium I: Es haben sich Engstellen in den peripheren Arterien gebildet, allerdings kommt es noch nicht zu Schmerzen oder anderweitigen Beschwerden.
  • Stadium II: Typisch für das zweite Stadium ist das sogenannte Claudicatio intermittens – dabei löst Gehen große Schmerzen im Bein oder Fuß aus, wodurch Erkrankte häufig pausieren müssen. 
  • Stadium III: Schmerzen in den Gliedmaßen auch in Ruhe (Ruheschmerzen), nachts werden sie häufig als am schlimmsten wahrgenommen.
  • Stadium IV: Gliedmaßen werden immer schlechter durchblutet, es kommt zu Wundheilungsstörungen, offenen Geschwüren (Ulzerationen) und im schlimmsten Fall dazu, dass ein Gefäß vollständig verschlossen ist. Es droht ein Gewebe- bzw. Beininfarkt, bei dem Gewebe abstirbt (Gangrän).

Im zweiten Stadium unterscheiden Fachleute zudem noch nach Gehstrecke. Schaffen Betroffene mehr als 200 Meter ohne Pause zurücklegen, sprechen Ärzt*innen von Stadium IIa. Wird hingegen vorher eine Pause benötigt, liegt der Schweregrad IIb vor.

Schmerzen beim Laufen und anderer Belastung entstehen, da die Muskeln vermehrt Sauerstoff benötigen, die Gefäße allerdings aufgrund der Verengung keine erhöhte Durchblutung ermöglichen.  Es kommt zu einem  Sauerstoff- und Nährstoffmangel in den Muskelzellen, zudem können giftige Stoffwechselprodukte nicht ausreichend vom Blut entsorgt werden. Auch erhöht sich der Druck in den Muskeln und den Faszien, was als schmerzhaft empfunden werden kann.

Symptome einer akuten PAVK

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit handelt es sich in der Regel um eine chronische Erkrankung, die akute Form ist seltener. Allerdings handelt es sich dabei um einen akuten Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss.

Bei diesen Anzeichen ist sofort ein Notruf abzusetzen:

  • plötzlich einsetzende Schmerzen im Bein oder Arm
  • Schwäche
  • Blässe und Kältegefühl in der betroffenen Extremität
  • Lähmungen
  • kein spürbarer Puls in Arm oder Bein

PAVK: Ursachen und Risikofaktoren der Schaufensterkrankheit

Fachleute unterscheiden zwei Formen der Erkrankung. Bei der akuten PAVK wird die Erkrankung durch den plötzlichen Verschluss einer Arterie in den Armen oder Beinen ausgelöst. Ursache kann dann etwa ein Blutgerinnsel (Thrombus) sein, das steckenbleibt und den Blutfluss abschneidet.

Bei einer chronischen PAVK hingegen kommt es im Zuge von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) nach und nach zu Ablagerungen in den Gefäßen und damit einhergehend einer Verengung der Arterien.  Die Folge ist ein gestörter Blutfluss in den Armen sowie den Beinen.

Bei Arteriosklerose handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße, bei der sogenannte Plaques in die Gefäßwand eingelagert werden, wodurch sich Elastizität und Durchmesser der Arterien verringern und Durchblutungsstörungen als Folge auftreten. Die Plaques bestehen aus Mineralsalzen, Blutfetten (Cholesterin) und Bindegewebe. Sie können sich lösen und ein Gerinnsel bilden (etwa bei der akutem PAVK) oder selbst den Blutfluss stark einschränken, wie bei der chronischen PAVK.

Da sich Arteriosklerose meist nicht nur an einem Blutgefäß bildet, leiden Menschen, die an der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit erkrankt sind, häufig auch an anderen Herzproblemen wie der koronaren Herzkrankheit, bei der die Herzkranzgefäße verengt sind, oder einer erektilen Dysfunktion.

Risikofaktoren für die PAVK

Für die Entstehung von Arteriosklerose und damit der PAVK lassen sich einige vermeidbare Risikofaktoren ausmachen, darunter:

  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • Erhöhte Blutfettwerte (Triglyceride und Gesamt- oder LDL-Cholesterin erhöht)
  • Übergewicht
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • erhöhter Harnsäurespiegel

Daneben gibt es noch weitere Faktoren, die sich nicht beeinflussen lassen:

  • hohes Lebensalter 
  • bestimmte Vorerkrankungen wie Niereninsuffizienz und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • familiäre Häufung von Herzkrankheiten

Diagnose: Wie wird die PAVK festgestellt?

In der Regel suchen Patient*innen, die an einer PAVK erkrankt sind, aufgrund der Beschwerden ärztlichen Rat. Erste Anlaufstellen können eine hausärztliche oder eine fachärztliche Praxis der Angiologie sein.

Dort liefert ein Anamnesegespräch erste Anhaltspunkte für ein Vorliegen der Erkrankung. Für Ärzt*innen sind dann die genauen Symptome relevant, wie lange diese schon bemerkt werden und ob Risikofaktoren, wie ein hoher Nikotinkonsum oder Herzprobleme in der Familie, bestehen. Darüber hinaus erfolgt meist eine Blutuntersuchung, um Fettstoffwechselstörungen und Entzündungsmarker festzustellen.

In der Regel folgt eine körperliche Untersuchung der betroffenen Gliedmaßen. Dabei wird vorrangig darauf geachtet, ob:

  • die Haut blass erscheint
  • ein Puls gespürt werden kann
  • Ulzerationen (Geschwüre) vorliegen
  • Veränderungen an den Finger- oder Fußnägeln zeigen
  • Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln) auftreten

Um die Diagnose zu sichern, müssen weitere Diagnosemittel zum Einsatz kommen. Häufig wird ein Elekrokardiogramm (EKG) veranlasst, welches darüber Aufschluss gibt, ob Abweichungen in der Reizweiterleitung im Herzen vorliegen, also ob das Herz regelmäßig schlägt, oder ob eine Herzrhythmusstörung besteht.

Zentral ist zudem die Dopplerdruckmessung zur Bestimmung des Knöchel-Arm-Index. Der Index ist der Quotient aus dem Blutdruck am Unterschenkel und dem Blutdruck am Arm.  Fachleuten hilft der Wert, das Ausmaß des Gefäßverschleißes zu beurteilen.

Weiterhin wird oftmals eine sogenannte Duplexsonografie durchgeführt. Mithilfe dieser speziellen Ultraschalluntersuchung lassen sich Fließgeschwindigkeit und Flussrichtung des Blutes darstellen.

Darüber hinaus kommen häufig noch weitere Verfahren zum Einsatz:

  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs: Abklärung von Veränderungen an Herz und Lunge
  • Ultraschall des Bauches: Darstellung der Baucharterie, um etwa ein Bauchaortenaneurysma ausschließen zu können
  • Angiographie: Röntgenuntersuchung der Gefäße mit Kontrastmittel mittels Katheter, der in die Vene oder Arterie eingeführt wird

Wie wird die PAVK behandelt?

Die Behandlung der PAVK zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verbessern und einen vollständigen Verschluss eines versorgenden Gefäßes von Armen und Beinen zu verhindern. Deshalb ist es für Patient*innen wichtig, auslösende Risikofaktoren wie das Rauchen zu vermeiden und auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Im Falle von Vorerkrankungen wie einem Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder einem erhöhten Cholesterinspiegel, müssen diese medikamentös behandelt und gut eingestellt werden.

Darüber hinaus haben sich weitere Medikamente zur Behandlung einer PAVK bewährt, darunter:

  • Thrombozytenaggregations-Hemmer: Plättchen- oder Thrombosehemmer beugen einer Gerinnselbildung vor und schützen so vor einem Gefäßverschluss im Bein, senken aber auch das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall.
  • Statine helfen erhöhte Cholesterinwerte zu senken und wirken so dem Fortschreiten einer Arteriosklerose entgegen.

Gehtraining zur Verbesserung der Beweglichkeit und Lebensqualität

In vielen Fällen wird ein strukturiertes Gehtraining empfohlen, um die Laufstrecken zu verlängern, die Betroffene zurücklegen können. Für das Gehtraining treffen sich Betroffene rund zwei- bis viermal wöchentlich in Gruppen und führen Übungen unter ärztlicher oder physiotherapeutischer Anleitung durch.

Dies soll die Kondition der Muskeln und außerdem Durchblutung im Bein verbessern: Der Körper bildet dann viele kleine Nebengefäße, die die Blutzufuhr sicherstellen, auch wenn die großen Arterien verstopft sind. So kann vor allem die Lebensqualität gesteigert und das Risiko einer notwendigen Amputation oder Sepsis gesenkt werden. 

Blutgefäß öffnen durch Bypass oder Stent

In sehr schwerwiegenden Fällen kann auch eine Operation erwogen werden, um den Blutstrom im betroffenen Bein zu sichern. Dabei kommt etwa ein Bypass infrage, wobei der verengte Gefäßabschnitt überbrückt wird.

Auch die Aufdehnung mittels Ballon im Rahmen einer sogenannten Ballondilatation wird hierfür oftmals eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen minimalinvasiven Kathetereingriff, der auch unter örtlicher Betäubung stattfinden kann. Oft wird dann ein sogenannter Stent eingesetzt, ein kleines Metallgerüst, das das Gefäß langfristig offen halten soll.

Akuten Gefäßverschluss schnell beheben

Im Falle einer akuten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ist sofortiges Handeln gefragt. Wird der vollständige Gefäßverschluss innerhalb von sechs Stunden behoben, kann das betroffene Bein oder der Arm in 96 Prozent der Fälle gerettet werden. Für die Entfernung des Thrombus wird etwa eine Thrombektomie mittels Katheter eingesetzt, die zu den minimalinvasiven Verfahren zählt. Dabei wird der dünne Katheterschlauch in ein Blutgefäß bis zum Thrombus geschoben und dieser abgesaugt.

Daneben können Medikamente über den Katheter eingebracht werden, die den Thrombus auflösen. In manchen Fällen ist auch eine Operation notwendig, um das Gerinnsel zu entfernen.

Lebenserwartung und Verlauf bei PAVK

Menschen mit einer PAVK haben oftmals eine reduzierte Lebenserwartung, da auch andere Herzprobleme bei dieser Personengruppe häufiger vorkommen. Zudem drohen schwerwiegende Komplikationen, wie:

  • Absterben von Gewebe (Nekrose)
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Infektionen durch offene Geschwüre

In solchen Fällen kann eine Amputation notwendig werden.

Je nach Schweregrad leben nach 10 Jahren noch

  • rund 80 Prozent der Betroffenen mit Schweregrad I der PAVK
  • rund 70 Prozen der Betroffenen mit Schweregrad II der PAVK
  • rund 60 Prozent der Betroffenen mit Schweregrad III und IV der PAVK

Um die Lebenserwartung zu erhöhen, sollten deshalb regelmäßige ärztliche Verlaufskontrollen erfolgen. Zudem ist eine gewisse Disziplin notwendig, um die Therapiemaßnahmen konsequent umzusetzen.

Lässt sich einer PAVK vorbeugen?

Nicht allen Risikofaktoren der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit lässt sich vorbeugen, allerdings trägt ein gesunder Lebensstil dazu bei, Herz und Gefäße gesund zu halten.

Wer sein Risiko für die Schaufensterkrankheit gering halten möchte, sollte deshalb:

  • nicht rauchen
  • auf ein gesundes Gewicht achten (Übergewicht abbauen und vermeiden)
  • keinen oder wenig Alkohol trinken
  • sich regelmäßig bewegen
  • Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen
  • eine Zuckerkrankheit behandeln lassen
  • Blutdruck regelmäßig kontrollieren
  • auf den übermäßigen Verzehr von rotem Fleisch und anderen tierischen Produkten verzichten