Eine Frau spritzt sich in den Bauch
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Anleitung Thrombosespritze setzen

Thromboseprophylaxe: Thrombose vorbeugen und die Rolle der Thrombosespritze

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Thrombosen sind nicht selten und kommen besonders nach Operationen vor. Löst sich ein Thrombus, kann er eine gefährliche Lungenembolie verursachen. Deswegen ist es wichtig, einer Thrombose vorzubeugen. Zur Prophylaxe kommen häufig Thrombosespritzen zum Einsatz. Wie sie wirken und wie Sie sich das Medikament zuhause selbst richtig spritzen, lesen Sie hier.

Blutgerinnseln vorbeugen: Wann ist die Thromboseprophylaxe besonders wichtig?

Ein Blutgerinnsel kann viele Ursachen haben. Häufig wird eine Thrombose durch eine Gerinnungsstörung oder eine gestörte Blutzirkulation durch zu wenig Muskeltätigkeit ausgelöst. In der Regel unterstützen unsere Muskeln den Blutstrom durch den Körper, indem sie Druck auf die Venen ausüben. So wird das Blut entgegen der Schwerkraft zum Herzen gedrückt.

Fehlt Bewegung und arbeitet damit die Muskelpumpe nicht genug, ist das Risiko für eine Thrombose erhöht und es sollte vorgebeugt werden.

In diesen Fällen ist die Thromboseprophylaxe besonders wichtig:

  • Nach einer Operation
  • Bei längerer Bettlägerigkeit
  • Bei Ruhigstellung mit Gips oder Schiene nach einer Verletzung
  • Bei Teilentlastung beim Gehen mit Krücken
  • Gerinnungsstörungen des Blutes
  • Thrombophilie (Angeborene oder erworbene Neigung für eine Thrombose, durch Veränderung des Blutes)

Da auch bei langen (Flug-)Reisen durch das andauernde Sitzen ein erhöhtes Risiko der Reisethrombose besteht, sollte auch vor längeren Fahrten oder Flügen an die Thromboseprophylaxe gedacht werden.

Thromboseprophylaxe: So kann der Gerinnselbildung vorgebeugt werden

Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung ist besonders wichtig für die Thromboseprophylaxe. Darüber hinaus können weitere Maßnahmen helfen, der Thrombose vorzubeugen:

  • langes Sitzen und Stehen vermeiden
  • bei längeren Flugreisen Kompressionsstrümpfe tragen
  • auf einen aktiven Lebensstil mit viel Bewegung achten
  • auf das Rauchen verzichten
  • mehrmals täglich die Beine hochlagern
  • ausreichend Flüssigkeit zuführen
  • Venengymnastik betreiben

Auf langen Reisen sollte öfter die Sitzposition gewechselt und wenn möglich einige Schritte gegangen werden. Außerdem sollten die Schuhe nicht zu eng sein und wenn möglich sogar ausgezogen werden. Auch das Anspannen der Fuß- und Beinmuskulatur im Sitzen kann helfen, die Venenpumpe zu aktivieren und so der Thrombose vorbeugen.

Bei bekanntem Venenleiden sollten Betroffene außerdem:

  • intensive Wärmeeinwirkung auf die Beine meiden (heiße Bäder, Sonnenbäder oder Saunagänge)
  • eventuell längerfristig Kompressionsstrümpfe tragen
  • eine Einnahme von Hormonpräparaten (zur Verhütung oder Behandlung von Wechseljahresbeschwerden) zunächst in Bezug auf das Venenleiden ärztlich abklären

Zur Vorbeugung von Thrombosen kann in bestimmten Situationen, in denen das Risiko für die Ausbildung einer Thrombose begünstigt ist, etwa bei Bettlägerigkeit oder nach Operationen, auch eine Thrombosespritze sinnvoll sein.

Thrombosespritzen: Welcher Wirkstoff kommt bei der Prophylaxe zum Einsatz?

Im Klinikalltag gehört sie fast zum Standard: die Thrombosespritze. Doch auch zuhause oder vor Flugreisen müssen sich viele Patienten die Injektionen selbst spritzen.

Die Thrombosespritzen kommen meist bei Patienten vor Operationen oder nach einer Verletzung mit Ruhigstellung des betroffenen Körperteils zum Einsatz, wenn über einen kurzen Zeitraum hinweg das Thromboserisiko erhöht ist. Der Wirkstoff der Spritzen ist Heparin, ein Gerinnungshemmer. Heparin hemmt die Gerinnungsfaktoren des Blutes und verhindert so das Verklumpen des Blutes. Heparin wird im Magen zerstört, weshalb es subkutan, also als Spritze unter die Haut, eingesetzt werden muss.

In der Vergangenheit kam unfraktioniertes Heparin zum Einsatz, welches zwei- bis dreimal täglich injiziert werden musste. Heutige Thrombosespritzen enthalten niedermolekulares Heparin, welches durch einen Filtrationsprozess entsteht. Die Wirkstoffmoleküle sind dann kleiner. Die Spritzen müssen nur noch einmal pro Tag gesetzt werden. Die Thrombosespritzen haben über einen kurzen Zeitraum hinweg kaum Nebenwirkungen und können auch von medizinischen Laien und den Betroffenen selbst zuhause oder unterwegs gespritzt werden. Das hat den Vorteil, dass Patienten bei konsequenter Anwendung nach einer Operation früher aus dem Krankenhaus entlassen werden können.

Thrombosespritze: Anleitung zum richtigen Spritzen für zuhause

Oft werden Fertigspritzen mit Heparin als Thromboseprophylaxe verschrieben. Betroffene müssen dann zuhause selbst die Injektion setzen. Das kostet meist viel Überwindung, denn vielen Patienten fällt es schwer, sich eine Spritze zu geben. Wer daran scheitert, sollte eine andere Person um Hilfe bitten, denn die wichtige Thromboseprophylaxe in Spritzenform wegzulassen ist keine Option.

Während medizinisches Fachpersonal routiniert vorgeht, sind Laien beim Spritzen meist erstmal überfordert. Die Anwendung der Fertigspritzen ist allerdings nicht schwer. Einige Dinge sind zu berücksichtigen.

Wo kann Heparin gespritzt werden?

Heparin wird direkt unter die Haut gespritzt. Am besten eignet sich der Bauch. Die Einstichstelle sollte unterhalb des Bauchnabels und mindestens fünf Zentimeter seitlich liegen. Außerdem sollte nicht in der Nähe von blauen Flecken, Wunden oder Narben gestochen werden.

Hilft jemand beim Setzen der Thrombosespritze, kann auch der Oberschenkel als Ort der Injektion gewählt werden. Spritzt man bei sich selbst, ist das meist schwieriger. Bei der Injektion in das Bein empfiehlt es sich, in der Mitte des Oberschenkels an der Vorder- oder Außenseite zu spritzen.

Die Einstichstelle sollte bei mehrmaliger Injektion abgewechselt werden, sodass nicht zweimal hintereinander in dieselbe Stelle gestochen wird. Um unschönen Blutergüssen und Schmerzen vorzubeugen, sollte die Thrombosespritze deshalb etwa zwei Zentimeter versetzt angewendet werden.

Wann: Thrombosespritze morgens oder abends?

Der Zeitpunkt der Injektion kann flexibel gewählt werden, ob morgens oder abends ist egal. Wichtig ist vor allem, dass die Injektion regelmäßig alle 24 Stunden gesetzt wird und der Zeitpunkt in etwa derselbe ist. Ein Wecker kann helfen, sich an die tägliche Injektion zu erinnern, sodass keine Dosis vergessen wird. Wird doch eine Spritze vergessen, sollte diese sofort nachgeholt werden. Die weiteren Spritzen sollten dann wieder dem 24-Stunden-Rhythmus folgen.

Anleitung: Thrombosespritze richtig anwenden

  • Hände gründlich reinigen: 30 Sekunden unter lauwarmem Wasser mit Seife waschen
  • Die Einstichstelle wählen und mit einem Tupfer desinfizieren
  • Die Verschlusskappe der Spritze abnehmen. Die Nadel dabei nicht berühren, sonst ist sie nicht mehr steril
  • Mit zwei Fingern eine Hautfalte zusammendrücken und bis nach der Injektion halten
  • Die Thrombosespritze senkrecht zur Hautoberfläche einstechen. Die Nadel sollte komplett in der Haut verschwinden.
  • Nun den Stempel der Spritze mit gleichmäßigem Druck vorsichtig nach unten drücken, bis das ganze Medikament injiziert wurde.
  • Einige Sekunden warten und die Spritze anschließend entfernen, während mit dem Finger noch weiter Druck auf den Stempel ausgeübt wird. Eine in der Spritze enthaltene Schutzhülle schiebt sich über die Nadel, wenn der Inhalt ganz entleert wurde. So wird eine Verletzung nach Injektion verhindert.

Es gibt auch Spritzen ohne diesen Sicherheitsschutz. In diesem Fall sollte die Verschlusskappe zum Schutz vor einer Verletzung mit der Injektionsnadel nach Verwendung wieder auf die Thrombosespritze gesetzt werden. So kann sie sicher im Hausmüll entsorgt werden.

Tut eine Thrombosespritze weh?

Die Injektionsnadel ist sehr fein. In der Regel spürt man den Einstich kaum. Die Injektion des Heparins kann leicht brennen. Trotzdem sollte das Medikament nicht zu schnell eingespritzt werden. In wenigen Fällen bildet sich ein Hämatom an der Einstichstelle, welches aber nach einigen Tagen verheilt.

Thrombosespritze vor Flug: Wann spritzen?

Das Heparin einer Thrombosespritze wirkt etwa 24 Stunden. Meist reicht es aus, sich vor dem Langstreckenflug noch zuhause vor der Abreise die Thromboseprophylaxe zu injizieren. Die Spritzen dürfen allerdings nur nach Absprache mit dem Arzt verwendet werden. Dieser kann das Risiko für eine Reisethrombose am besten einschätzen und bei Bedarf die Thrombosespritzen verschreiben.

Weitere Medikamente: Langzeit-Thromboseprophylaxe

Bei einer langfristigen Thromboseprophylaxe kommen oft noch weitere Wirkstoffe zum Einsatz. Cumarine werden im Magen nicht zerstört, deshalb eignen sie sich in Tablettenform. Die orale Einnahme ist angenehmer als tägliches Spritzen. Jedoch kann es auch zu stärkeren Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Deshalb müssen Patienten, die zur Langzeit-Thromboseprophylaxe Medikamente einnehmen ihr Blut regelmäßig untersuchen lassen.