Venenschwäche muss medizinisch behandelt werden, sonst verschlimmern sich die Symptome.
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Gefäßerkrankung

Venenschwäche: Symptome, Ursachen und Behandlung bei schwachen Venen

Von: Olivia Romano (Medizinredakteurin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 17.01.2023 - 11:15 Uhr

Sind die Venen schwach, kann das Blut nicht richtig zum Herzen zurückfließen. Mediziner sprechen dann von einer chronisch-venösen Insuffizienz (CVI), die sich unbehandelt immer weiter verschlimmern kann. Welche Symptome sind typisch und welche Ursachen stecken hinter der Venenschwäche?

Wie entsteht eine Venenschwäche?

Die Venen transportieren sauerstoffarmes Blut entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen. Die Muskeln helfen beim Rücktransport. Sind sie angespannt, drücken sie auf die venösen Blutgefäße und schieben das Blut so nach oben. Dies wird auch als Venenmuskelpumpe bezeichnet. Um einen Rückfluss zu verhindern, verfügen Venen im Gegensatz zu Arterien über Venenklappen. Schließen diese nicht mehr einwandfrei, so kann Blut in den vorangegangenen Abschnitt zurückfließen und sich stauen, wodurch die venösen Gefäßwände nachgeben und sich erweitern.

Venenschwäche: Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt eine Vielzahl an möglichen Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung der chronisch-venösen Insuffizienz. Erbliche Einflüsse spielen bei der Entstehung von Veneninsuffizienz eine große Rolle, so tritt die Venenschwäche in Familien oft gehäuft auf. Auch das Geschlecht hat einen Einfluss, Frauen sind stärker betroffen als Männer. Denn das weibliche Geschlechtshormon Östrogen sorgt für schwaches Bindegewebe.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Alter
  • Überwiegend stehende und sitzende Tätigkeiten
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Einschnürende Kleidung

Unterschieden werden zwei Formen der Venenschwäche. Eine primäre Venenschwäche ist angeboren. Die Venenklappen können von Geburt an fehlen oder nicht richtig schließen.

Eine sekundäre Veneninsuffizienz entwickelt sich oft aus einer vorangegangenen Gefäßerkrankung, etwa einer Thrombose. Durch den Gefäßverschluss kommt es häufig zur Bildung von Narbengewebe und zu Verklebungen der Gefäßinnenwand, wodurch der Klappenschluss behindert wird. Dies wird auch als postthrombotisches Syndrom bezeichnet.

Auch kann die Gefäßschädigung durch mechanische Verletzung etwa im Zuge eines dauerhaften Infusionszugangs oder durch gehäufte Einstiche, etwa bei schwerem Drogenmissbrauch entstehen. Außerdem können bestimmte Bindegewebserkrankungen die Veneninsuffizienz begünstigen.

Symptome: Wie äußert sich eine Venenschwäche?

Die Symptome treten besonders häufig in der Beinregion auf. Betroffene klagen dann über schmerzende, schwere Beine – insbesondere nach langen Arbeitstagen und bei Hitze. Weitere Symptome sind:

  • Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme)
  • Juckreiz
  • schuppige Haut
  • bräunliche Hautverfärbung
  • Krampfadern und Besenreiser
  • Wadenkrämpfe

Folgen der chronisch venösen Insuffizienz

Schreitet die CVI fort, können sich die Symptome immer weiter verschlimmern. Es kann zu offenen Hautgeschwüren und Wunden in der Waden- und Knöchelregion kommen, dem Ulcus cruris (offenes Bein). Die Krampfadern treten immer weiter hervor und die Schwellung nimmt zu. Das umliegende Gewebe sowie die Blutgefäße selbst verändern sich nachhaltig, es kann zu einer Bewegungseinschränkung der Beine kommen. Dadurch wird die Tätigkeit der Venenmuskelpumpe eingeschränkt, was ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung begünstigt.

Ist der Rückfluss des Blutes gestört, erhöht sich das Thromboserisiko. Deshalb ist eine besonders schwerwiegende Folge der Venenschwäche eine Thrombose oder Embolie, im schlimmsten Fall eine oft tödlich verlaufende Lungenembolie.

Diagnose von CVI: So wird die Venenschwäche festgestellt

Zunächst erfolgt ein Anamnesegespräch, bei dem Beschwerden, Vorerkrankungen, Risikofaktoren und familiäre Aspekte erfragt werden. Es folgt eine Blick- und Tastuntersuchung der Beine auf Veränderungen, wie eine Schwellung, Krampfadern oder Hautverfärbungen.

Die wichtigsten Diagnostikverfahren bei CVI sind spezielle Ultraschalluntersuchungen der Beinvenen, wodurch der Gefäßstatus eingeschätzt werden kann. Mithilfe der sogenannten Dopplersonographie lässt sich die Blutströmung im Gefäß zeigen. Die Duplexsonographie kann zusätzlich noch Gefäßwand und Venenklappen abbilden. Manchmal werden auch entstandene Thromben mittels Ultraschall entdeckt. Weitere Untersuchungen können sein:

  • Phlebographie: Röntgenuntersuchung der Venen mit Kontrastmittel.
  • Venenverschlussplethysmographie: Nicht-invasives Diagnoseverfahren zur Bestimmung von Abflussstörungen.
  • Lichtreflexrheographie: Äußerliches Verfahren zur Bewertung der Ausprägung der CVI und der Funktion der Muskelpumpe mittels Infrarotlicht.
  • Venendruckmessung (Phlebodynamometrie): Katheter-gestütztes Verfahren zur Bestimmung der Druckveränderungen in der Vene.

Therapie bei Venenschwäche: Wie wird eine Veneninsuffizienz behandelt?

Eine Venenschwäche lässt sich nicht heilen, jedoch gut behandeln. Ziel der Behandlung ist es, Symptome zu lindern, die Erkrankung einzudämmen und gravierende Folgen wie eine Thrombose oder Lungenembolie zu verhindern.

Behandlung: Kompressionstherapie bei Venenschwäche

Der wichtigste Baustein in der Behandlung von Venenschwäche ist die Kompressionstherapie. Sie beugt schwerwiegenden Folgen vor, lindert Symptome und verlangsamt ein Fortschreiten der Erkrankung. Bei der Kompressionstherapie kommen speziell angepasste Kompressionsstrümpfe zum Einsatz, welche den Druck von außen erhöhen und damit die Venenmuskelpumpe unterstützen. Durch die Druckerhöhung kann das Blut schneller zum Herz zurückfließen, wodurch auch das Thromboserisiko gesenkt wird. Außerdem kann weniger Flüssigkeit in das umliegende Gewebe einsickern, was Ödeme reduziert.

Medikamentöse Behandlung bei chronisch venöser Insuffizienz

Verschiedene Medikamente können bei einer Venenschwäche zum Einsatz kommen. Diuretika wirken entwässernd, sie können gegen die geschwollenen Beine helfen. Auch können spezielle gefäßabdichtende Medikamente, sogenannte Ödemprotektiva, in manchen Fällen helfen.

Gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulantien) werden als Thromboseprophylaxe eingesetzt. Offene Hautstellen werden mit entzündungshemmenden Salben behandelt.

Venen veröden: Krampfadern entfernen

Krampfadern und Besenreiser werden meist als kosmetisches Problem wahrgenommen. Sie können durch die Verödung der betroffenen Venen reduziert beziehungsweise entfernt werden. Das ist aus medizinischer Sicht nicht immer notwendig. Besenreiser, die sich als bläuliches feines Netz oft am Oberschenkel zeigen, können durch die Injektion einer chemischen Lösung verödet werden. Diese sogenannte Sklerosierungstherapie kann auch in manchen Fällen bei Krampfadern eingesetzt werden. Durch das Spritzen eines Medikaments werden die Gefäße verklebt und verschlossen, wodurch sich die Krampfadern zurückbilden.

Operation bei Venenschwäche

Manchmal ist auch eine Operation der Krampfadern notwendig. Eine gängige Methode ist das Venenstripping, bei dem eine Vene operativ entfernt und somit der Blutstrom auf Nebengefäße umgeleitet wird. Bei der CHIVA-Methode werden die betroffenen Venenäste abgebunden. Mittels Radiowellen- oder Lasertherapie können Venen verschlossen werden.

Prognose bei Venenschwäche

Unbehandelt kann die chronisch-venöse Insuffizienz sich stark verschlimmern, offene Stellen am Bein werden häufiger und können sich entzünden. Eine Sepsis (Blutvergiftung) kann tödlich verlaufen. Auch steigt das Risiko für weitere Erkrankungen und Thrombosen drastisch.

Eine Venenschwäche ist nicht heilbar, aber ihr Fortschreiten kann mit den gängigen Behandlungsmethoden gut aufgehalten werden. Auch ein gesunder Lebensstil unterstützt die schwachen Venen. Übergewicht abzubauen entlastet das venöse System, genügend Bewegung unterstützt die Venenmuskelpumpe. Wird eine Venenschwäche konsequent behandelt, können Betroffene meist gut mit der Veneninsuffizienz leben.

Gefäße stärken: Venenschwäche vorbeugen

Einer der wichtigsten Bausteine für die Prävention von Venenerkrankungen wie der CVI ist viel Bewegung. Gut trainierte Beine und Sport kurbeln die Venenmuskelpumpe an und beugen so der Venenschwäche vor. Fahrrad fahren und häufiger mal Treppensteigen sind gute Möglichkeiten, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Geeignete Sportarten sind Tanzen, Bergsport, Mountainbiken und Schwimmen. Wer beruflich viel sitzt oder steht, sollte viele kleine Bewegungspausen einbauen. So kann sich das Blut nicht so stark in den Venen aufstauen.

Auch das richtige Schuhwerk kann Venenproblemen vorbeugen. Schuhe mit hohen Absätzen können die Venen schwächen, flache Schuhe sollten bevorzugt getragen werden.

Warmes Wasser ist bei schwachen Venen nicht zu empfehlen, genauso verstärkt die Hitze in der Sauna die Beschwerden. Kaltes Wasser hingegen stärkt die Gefäße. Daher ist Kneipp-Wassertreten ein altbewährtes Mittel, um Krampfadern und Venenleiden vorzubeugen.