Reanimation: Mann erhält Herzdruckmassage
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Wann, wo und wie lange drücken?

Reanimation bei Erwachsenen und Kindern

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 13.04.2021

Unter Reanimation versteht man eine lebensrettende Sofortmaßnahme bei Herz-Kreislauf- oder Atemstillstand. Sie besteht im Wesentlichen aus Herzdruckmassage und Atemspende und kann von jedem durchgeführt werden. Lesen Sie hier alles über die korrekte Durchführung einer Reanimation bei Kindern oder Erwachsenen.

Bei einem Kreislaufstillstand – zum Beispiel nach einem Herzinfarkt – zählt jede Sekunde: Ohne Reanimation (auch Herz-Lungen-Wiederbelebung oder kardiopulmonale Reanimation genannt) sinkt die Überlebenschance pro Minute um circa zehn Prozent. Bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoff trägt das Gehirn bleibende Schäden davon, nach fünf Minuten ist es unwahrscheinlich, das die*der Betroffene überlebt. Da es bis zum Eintreffen von Rettungskräften oft länger dauert, kann die Erste Hilfe von medizinischen Laien die Überlebenschancen deutlich verbessern.

Basismaßnahmen der Reanimation

Die Basismaßnahmen der Reanimation (Basic Life Support, BLS) können und sollen auch von Laien durchgeführt werden und stellen sicher, dass das Gehirn der*des Betroffenen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte mit Sauerstoff versorgt wird. Sie folgen den drei einfach zu merkenden Schritten "Prüfen - Rufen - Drücken".

Im ersten Schritt wird geprüft, ob die*der Betroffene bewusstlos ist und nicht normal atmet. Wenn die Person auf laute Ansprache und Rütteln an der Schulter nicht reagiert, kann von einer Bewusstlosigkeit ausgegangen werden. Um die Atmung zu überprüfen, wird die Person auf den Rücken gedreht und der Kopf in den Nacken gelegt. Ein Atemstillstand lässt sich daran erkennen, dass der Brustkorb sich nicht bewegt, keine Atemgeräusche zu hören sind und kein Lufthauch zu spüren ist, wenn das Ohr nahe an Mund und Nase der Person gehalten wird. In diesem Fall sollte unbedingt ein Notruf (an die europaweit gültige Notrufnummer 112) abgesetzt werden, bevor mit der Reanimation begonnen wird.

Ist ein Defibrillator verfügbar, kann die Reanimation dadurch unterstützt werden: Nach dem Anschließen an die bewusstlose Person führt er per Sprachanweisungen durch den Prozess der Wiederbelebung.

So wird eine Herz-Lungen-Wiederbelebung ausgeführt

Grundsätzlich gilt: Die Reanimation wird so lange durchgeführt, bis die Rettungskräfte eintreffen oder die Person wieder normal zu atmen beginnt. Begonnen wird mit der Herzdruckmassage: Dazu kniet die helfende Person neben dem Brustkorb der*des Betroffenen und platziert den Ballen einer Hand auf dem unteren Drittel des Brustbeins. Der Ballen der anderen Hand wird auf der ersten Hand aufgesetzt, die Arme gestreckt. Durch Gewichtsverlagerung nach vorne wird der Brustkorb senkrecht von oben 100- bis 120-mal pro Minute fünf bis sechs Zentimeter tief eingedrückt. Der Rhythmus der Lieder "Staying Alive" oder "Rock your body" ist ein guter Taktgeber. Falls mehrere Helfende anwesend sind, sollten diese sich alle zwei Minuten abwechseln, da eine Herzdruckmassage sehr anstrengend ist.

Die Herzdruckmassage erfolgt im ständigen Wechsel mit der Beatmung: 30-mal drücken, dann zweimal beatmen. Vorher werden die Atemwege freigemacht, indem der Kopf der*des Bewusstlosen in den Nacken gelegt und das Kinn angehoben wird. Dann wird die Nase mit Daumen und Zeigefinger der stirnnahen Hand verschlossen, die andere Hand öffnet den Mund bei weiterhin angehobenem Kinn. Dann atmet die helfende Person normal ein, schließt die Lippen um den Mund der*des Bewusstlosen und bläst eine Sekunde lang gleichmäßig Luft in ihren*seinen Mund, bis der Brustkorb sich hebt. Vor dem zweiten Luftstoß sollte geprüft werden, ob der Brustkorb sich wieder senkt. Wer sich die Atemspende nicht zutraut, kann auch nur die Herzdruckmassage durchführen – auch damit ist der*dem Betroffenen schon geholfen.

Reanimation bei Kindern und Säuglingen

Bei Säuglingen und Kindern muss die Herz-Lungen-Wiederbelebung dem Atemrhythmus und der Herzfrequenz angepasst werden. Begonnen wird hier mit fünf initialen Atemspenden, bei Säuglingen werden die Lippen dabei über Mund und Nase gleichzeitig gestülpt. Die nun folgende Herzdruckmassage entspricht dem Vorgehen bei Erwachsenen, allerdings wird der Brustkorb von Kleinkindern nur fünf Zentimeter tief eingedrückt, beim Säugling sind es sogar nur vier Zentimeter. Außerdem kommen bei Säuglingen nicht die Handballen, sondern nur zwei Fingerkuppen zum Einsatz. Anders als bei Erwachsenen sollte zuerst mit der Herzdruckmassage begonnen werden und der Notruf erst nach circa einer Minute Reanimation abgesetzt werden.

Erweiterte Maßnahmen der Reanimation

Die erweiterten Reanimationsmaßnahmen (Advanced Life Support, ALS) werden von medizinisch geschultem Personal durchgeführt. Neben der Fortführung von Herzdruckmassage und Beatmung kommen hier oft ein Defibrillator und Medikamente zur pharmakologischen Reanimation zum Einsatz. Dazu wird oftmals ein Venenzugang gelegt, in manchen Fällen ist zudem die Beatmung durch einen Tubus (einen Schlauch, der direkt in die Lunge eingeführt wird) erforderlich.

Risiken und Folgeschäden der Reanimation

Trotz erfolgreicher Reanimation bleiben oft Folgeschäden des Herzstillstandes, wenn das Gehirn der*des Betroffenen zu lange von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten wurde. Doch auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung selbst ist mit Risiken verbunden, dazu gehören unter anderem:

  • Rippenbrüche
  • Lungenverletzungen
  • Einatmen von Mageninhalt
  • Eintritt von Blut in den Raum zwischen Herz und Herzbeutel

Auch für die helfende Person ist die Reanimation mit Risiken verbunden: Bei der Beatmung besteht die Gefahr einer Ansteckung mit eventuell vorliegenden Infektionskrankheiten. Trotzdem sollten auch Laien nicht vor der Durchführung einer Reanimation zurückschrecken: Eine gebrochene Rippe oder eine Infektionskrankheit ist einem dauerhaften Hirnschaden allemal vorzuziehen.